Begrüßung Mónica Sohrbeck Campo

Interview:

Frau Sohrbeck Campo, was hat sie von Madrid nach Stuttgart geführt?

In Stuttgart bin ich mehr oder weniger zufällig gelandet! Mein Mann hat hier in der Region seine erste Arbeitsstelle nach dem Studium gefunden. Nach einer gewissen Zeit bin ich dann von Madrid nach Stuttgart nachgezogen.

Stuttgart ist eine sehr internationale Stadt, die kulturell viel zu bieten hat. Auch die vielen Wälder und Naturschutzgebiete in der Umgebung gefallen mir sehr.

Hier sind meine zwei Kinder geboren und hier gehen sie auch zur Schule. Somit sind wir in Stuttgart sesshaft geworden.

Was hat sie dazu bewogen, die Ausbildung zur Osteopathin zu machen und wo sehen Sie für sich den Unterschied zur Physiotherapie?

Im Laufe meiner physiotherapeutischen Tätigkeit begegnete ich immer wieder Patientinnen und Patienten, die über Therapieerfolge durch osteopathische Behandlungen berichteten. Zusätzlich befanden sich Arbeitskollegen von mir in der Osteopathieausbildung. Wir haben uns oft ausgetauscht und ich wurde neugierig! Da ich ein großes Interesse am menschlichen Körper habe und meine therapeutischen „Werkzeuge“ erweitern wollte, beschloss ich, die Osteopathieausbildung zu beginnen.

Die Individualität der Behandlungen hat mich schnell begeistert, man behandelt keine Krankheitsbilder sondern Menschen. Zudem fand ich beeindruckend, in wie vielen Bereichen Osteopathie einsetzbar ist.

Die Frage zu den Unterschieden zwischen Physiotherapie und Osteopathie stellen auch Patientinnen und Patienten oft. Im Bereich der parietalen Osteopathie, die sich überwiegend mit den Bewegungsapparat beschäftigt, gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen beiden Disziplinen. Den wesentlichen Unterschied sehe ich in der holistische Betrachtung des Menschen in der Osteopathie und in der Annahme, dass der Körper in der Lage ist, sich selbst zu regulieren. Er hat die Tendenz zu Harmonie und Gesundheit. Oft braucht es nur einen Impuls in die richtige Richtung, um zu dem bestmöglichen Gesundheitszustand zu gelangen. Osteopatische Techniken bewirken dafür eine optimale Beweglichkeit und einen funktionierenden Stoffwechsel im Gewebe.

Natürlich ist dabei auch ein gesunder Lebensstil enorm wichtig, Dazu zählen ausreichender Schlaf, eine gesunde Ernährung, aktive Bewegung und psychosoziale Ausgeglichenheit.

Haben sie bestimmte Schwerpunkte in der Osteopathie?

Mich interessiert die Arbeit mit Kindern. Bei der Deutsche Gesellschaft für Osteopatische Medizin (DGOM) in Mannheim, am Institut für Osteopathie Frankfurt und beim AVT College in Nagold habe ich mich zu diesem Thema intensiv fortgebildet und will dieses auch noch weiter vertiefen.

Die Betreuung von Frauen in der Schwangerschaft, nach der Geburt, vor und während der Wechseljahre oder nach gynäkologischen operativen Eingriffen (z.B. Kaiserschnitt, Mamma Carcinom, Histerectomie, etc..) liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. Ich bin überzeugt dass man Frauen in diesen besonderen Situationen mit Osteopathie sehr gut unterstützen kann. Mit dem zusätzlichen Wissen aus Präparationskursen während meiner Ausbildung habe ich meine Abschlußarbeit über Kaiserschnitt und Adhäsionen (Verklebungen zwischen verschieden Gewebeschichten) geschrieben.

Das Thema Darm finde ich genauso interessant. Es wird immer deutlicher, dass der Darm nicht nur die Nahrung verdaut und resorbiert, sondern dass er auch eine große Rolle in unseren Immunsystem spielt. Eine nicht ausgeglichene Zusammensetzung des Mikrobioms (Darmflora) kann die Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder von Hauterkrankungen wie Neurodermitis begünstigen. Auch spannend ist die rege Kommunikation zwischen Darm und Gehirn über das enterische Nervensystem, die Darm-Hirn-Achse.

Wo sehen sie die Besonderheiten der Osteopathie mit denen den Patienten geholfen werden kann?

Ein großer Vorteil der osteopathischen Behandlung ist die längere Behandlungsdauer. Ich bin sehr dankbar, dass wir OsteopathInnen in unseren Sitzungen Zeit haben um umfassend zu untersuchen und zu behandeln.

Osteopathie kann umfassend eingesetzt werden, Kinderheilkunde, Frauenheilkunde, Traumatologie, Orthopädie, etc.. Manchmal ist sie als alleinige Therapie genügend, oft auch eine sehr hilfreiche Begleittherapie.

Haben Sie Bereiche in den Sie die noch weiter vertiefen möchten?

Ja, auf jeden Fall! Das ist das schöne an unserer Arbeit. Es gibt immer viele Wege und Richtungen in die man sich weiter entwickeln kann. Ich möchte u.a. das Thema Frauenheilkunde noch weiter vertiefen. Hier gibt noch einen Berg interessanter Literatur und natürlich Fortbildungen.

Wir beschäftigen uns täglich mit Faszien, auch hier gibt es immer mehr neue Erkenntnisse und Zusammenhänge, die für unsere Arbeit als OsteopathInnen von großer Bedeutung sind.

befragt von Petra Gohl-Frohnmayer