
Archiv der Kategorie: Babys/Kinder
Gründung der Berthold und Brigitte Hollering Stiftung

Ich möchte Sie gerne auf ein Projekt aufmerksam machen, das gerade im Aufbau ist.
Seit vielen Jahren habe ich an Fortbildungen Kinderosteopathie und Tiefencranio bei Norbert Neumann teil genommen. Er hat eine sehr tiefgreifende osteopathische Herangehensweise an schwierige Krankheitsbilder. Vom bayrischen Staat wurde er für seine Arbeit mit Down-Syndrom Kindern ausgezeichnet.
Mit diesem Projekt erfüllt er seinen Wunsch, sein großes Wissen weiter zu geben und die von ihm ausgebildeten Therapeuten mit einzubinden, um zum Wohle der betroffenen Familien mit ihren Kindern zu wirken. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit auch mit Professoren, soll die Wirksamkeit von Osteopathie darstellen. Dies ist nur in einem klinischen Kontext möglich.
Zu diesem Zweck gestaltet Bad Alexanderbad das Kurmittelhaus um, um Familien Unterkünfte zu bieten und Räumlichkeiten für die Therapie zu schaffen. Bad Alexanderbad liegt im Fichtelgebirge in einer schönen Natur und verfügt über mehrere Heilquellen. In den letzten Jahren wurde ein kleines attraktives Heilbad dem Kurmittelhaus angeschlossen.
Wie lernt das Kind sehen

Im Mutterleib hat der Embryo kaum die Möglichkeit Sehen zu schulen. Daher ist der Sehsinn der Sinn, der bei der Geburt am wenigsten entwickelt ist. Das Neugeborene sieht unscharf und am besten im Stillabstand, das sind 30 bis 40 cm Abstand. Es hat noch Doppelbilder. Die Merkmale eines Gesichtes kann es erkennen. Das ist für das Überleben eines Neugeborenen wichtig. Das Stillen oder Füttern hilft dem Kleinen mit den Augen in der Mittellinie zu fixieren. So lernt es dann mit 3 Monaten, wenn sich die Grundreflexe abbauen, Gegenstände willkürlich in der Mittellinie zu greifen und diese zum Mund zu führen. Alles was das Kind lernt wird in somatischen Körperkarten gespeichert. Im Gehirn gibt es große Areale, wo all die Informationen, die aus dem Körper kommen gespeichert werden. Diese Areale liegen im Gehirn um das motorischen Feld herum und sind die Grundlage, auf der Willkürmotorik basiert. Auch das Sehen hat im Bereich des Hinterkopfes seine Areale, wo die ganz verschiedenen Funktionen des Sehens gespeichert werden.
Im Bereich des Stammhirns liegt die 4 Hügelplatte. Die oberen Hügel steuern das Sehen, die unteren das Hören. Die Kopfgelenke sind ein Sinnesorgan. Die Informationen aus dem gesamten Körperbereich, dem Sehen und dem Hören müssen hier koordiniert werden, damit wir eine räumliche Wahrnehmung entwickeln.
Das räumliche Sehen entwickelt sich erst, wenn das Kind sich selbst fortbewegt. Es muss mit dem Körper den Raum erfahren, damit das Sehen dreidimensional wird. Das ist etwa mit 9 Monaten.
Bereits in den Grundreflexen wie der symmetrisch tonische Nackenreflex und der asymmetrisch tonische Nackenreflex sind die Muster, auf denen später unsere komplizierte Motorik aufbaut, enthalten. Am Anfang geht das Kind in Streckung wenn der Kopf in Streckung geht und umgekehrt. Das ist kein erhöhter Tonus und lässt sich beheben, wenn der Körper des Kleinen wieder in eine Beugung gebracht wird.
Ab dem 3. Lebensmonat circa beginnt die Willkürmotorik. Ein Bewegungsstein baut auf den anderen auf und es bilden sich immer mehr und kompliziertere Bewegungsmuster, wie Drehen, Robben, Krabbeln usw. Die großen Muskelketten, die uns steuern sind in diesen Mustern angelegt. Diese Ketten verlaufen diagonal und kreuzen von vorne nach hinten und umgekehrt. Sie reichen vom Kopf bis in die Arme und Beine. Einige der Muskelketten entsprechen den Meridianverläufen der chinesischen Medizin.
Das Kleinhirn lernt in der Kindheit am meisten und wird hier geprägt. Ähnlich wie beim Thymus stellt das Kleinhirn das Lernen nach der Pubertät weitestgehend ein. Daher muss das Kind sich bewegen, damit es hier einen großen Erfahrungsschatz sammelt, auf dem es im Erwachsenenalter zurückgreifen kann. Heute kann dies in fMRT Aufnahmen sichtbar gemacht werden. Unser Gehirn funktioniert in Schleifen. Verschiedene Areale arbeiten für bestimmte Funktionen zusammen. Hier wird dann auch immer das Kleinhirn angefragt. Bis zum 7. Lebensjahr muss das Kind seine Motorik stabil aufbauen für die höheren Funktionen, die in der Schule und später folgen werden.
Beim Sehen werden 2 Systeme unterschieden, das Sehen von Licht und die Koordination der Augenbeweglichkeit (Optometrie). Die motorische Koordination der Augen ist mit der gesamten Körpermotorik verbunden. Wenn ein Auge weniger beweglich ist, dann hat dies für die gesamte Haltung Konsequenzen. Dies kann man besonders gut beobachten, bei Menschen, die nur ein Auge haben. Dies hat für die räumliche Orientierung Konsequenzen, aber auch für Lesen, Rechnen und Schreiben.
Wenn wir etwas vergessen haben, schließen wir die Augen und blicken nach oben. Erinnerungen sind teilweise an Augenbewegungen gebunden. Dies nutzt man z.B. im Brain Gym um Stress beim Lernen abzubauen, indem man das Lernende an eine Augenbewegung ankert.
Aus dem Sprachgebrauch kennen wir aber auch noch weitere Formulierungen wie weitsichtig im Sinn von umsichtig, wenn wir das gesamte Spektrum (180 Grad) des Sehens nutzen.
Zeigt ein Baby eine Schädelasymmetrie auf, sollte diese unbedingt korrigiert werden. Wenn sich die Körperketten asymmetrisch entwickeln hat dies auf unsere wahrnehmende Sinne wie Sehen und Hören auch eine Auswirkung. Selbst wenn sich beim Baby die Asymmetrie ausgleicht muss diese im Laufe der Entwicklung kontrolliert werden. Bei Entwicklungsschüben können alte Muster wieder auftauchen. Wenn im Bereich der hinteren Schädelnähte , wo die Sehzentren liegen, Spannungen bestehen, kann dies zu Schielen führen.
Wenn der Zahnwechsel beginnt, muss sich der Oberkiefer weiten, damit er für die bleibenden Zähne genügend Platz bietet. Das Mittelgesicht wächst bis zum Ende der Zahnung noch einmal um ein Drittel. Wenn sich hier eine Seite des Schädels weniger nach seitlich entwickelt, ist dies für den Kieferorthopäden ein Kreuzbiss. Die Höcker der Backenzähne treffen nicht außen auf die der unteren Backenzähne. Auf der Seite des Kreuzbisses ist auch das Auge betroffen und meist weniger mobil.
Während der Pubertät entwickelt sich vor allem der Stirnhirnbereich, wo unser soziales Bewusstsein verankert ist. Dies entwickelt sich stark über die Dopaminschaltungen. Am Ende steht die Reifung dieses Bereiches, der uns dann erwachsen macht. Häufig bestehen in der Pubertät hier auch Spannungen im Augenbereich, was uns dann „engstirnig“ macht. Eine Entspannung hier tut auch dem Jugendlichen gut um wieder umsichtiger zu werden.
Osteopathische Säuglingsstudie
ABSCHLUSSBERICHT ÜBER EINE DER WELTWEIT GRÖSSTEN STUDIEN ZUR OSTEOPATHISCHEN BEHANDLUNG VON SÄUGLINGEN IM ERSTEN LEBENSJAHR
OSTINF-STUDIE Hintergrund
Seit Ende der 1980er Jahre die ersten deutschen Ableger vorwiegend französischer und belgischer Osteopathie-Schulen eine fundierte Ausbildung zum Osteopathen auch in Deutschland möglich machten, hat die Osteopathie sich in Deutschland etabliert. Schon 2013 ließen sich in inzwischen rund 4000 Praxen bis zu 5,6 Millionen Menschen therapieren. Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge hat sich mittlerweile etwa jeder Fünfte schon in osteopathische Behandlung begeben, einer anderen aktuellen Umfrage zufolge sind 6 von 7 Patienten in einer osteopathischen Praxis nicht zum ersten Mal dort. Immer mehr Osteopathen arbeiten zutage vor allem mit Säuglingen und Kindern. Immer häufiger schicken auch Hebammen Säuglinge zur Kontrolle zum Osteopathen. Die zunehmende Popularität der Osteopathie in der Bevölkerung in Deutschland spiegelt sich auch in einer zunehmenden Thematisierung in den Medien wider (z.B. Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Artikel in der Zeitung „Die ZEIT“ 2016).
Neben fundiert analytischen Beiträgen zur sog. „Kinderosteopathie“ finden sich auch positiv wie negativ voreingenommene Beiträge. Ein immer wieder vorgebrachtes Argument ist allerdings bei unvoreingenommener Betrachtung grundsätzlich nicht ganz von der Hand zu weisen: Es gibt nur wenige, bestenfalls ansatzweise aussagekräftige Therapiestudien, die die klinische Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen bei Säuglingen wissen- schaftlich untersucht haben und deshalb einigermaßen verlässliche Schlüsse zulassen. Nicht nur das, es ist wissenschaftlich bislang nicht zufriedenstellend untersucht, was denn überhaupt die „typischen“ Gesundheitsstörungen sind, mit denen Eltern mit ihrem Säugling in einer kinderosteopathischen Praxis vorstellig werden. Die Akademie für Osteopathie (AFO) sah deshalb eine dringende Notwendigkeit herauszufinden, mit welchen Problemen sich Eltern besonders häufig an Osteopathen wenden, da sich daraus u.a. Rückschlüsse ziehen lassen können, welche aus Sicht der Eltern relevanten Gesundheitsstörungen ihrer Säuglinge in der „normalen Versorgung“ nicht zufriedenstellend bedient werden. Dazu sollten Eltern zumindest „vorläufige“ Anhaltspunkte gegeben werden, was sie tatsächlich im Verlaufe einer osteopathischen Behandlung ihres Säuglings an (positiven?) Veränderungen erwarten können – und es sollte sich eine osteopathische Forschungsagenda entwickeln lassen, welchen Fragestellungen im Bereich der Säuglingsosteopathie die größte Priorität zukommt. Zusammen mit dem Deutschen Institut für Gesundheitsforschung (DIG) unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. habil. KL Resch führte die AFO eine Beobachtungsstudie zur osteopathischen Behandlung von Säuglingen im ersten Lebensjahr durch. Dadurch, dass sicher- gestellt wurde, dass auch tatsächlich von allen behandelten Säuglingen die Daten für die Auswertung zur Verfügung standen, sollte auf die Ergebnisse Verlass sein. Gezielte Voruntersuchungen sollten ebenfalls dazu beitragen, dass die Ergebnisse tatsächlich verlässlich und relevant sein konnten. In Vorbereitung dieser Studie wurde zunächst im Februar 2017 eine Umfrage unter 80 erfahrenen Osteopathen mit explizitem Schwerpunkt Kinderbehandlung durchgeführt. Dabei ging es darum herauszufinden, was tatsächlich die häufigsten Gesund- heitsstörungen bzw. Probleme/Anliegen sind, mit denen sich Eltern von Säuglingen an eine kinderosteopathische Praxis wenden. Das Ergebnis war denn auch ziemlich überraschend. Es zeichnete sich nicht etwa eine herausragende Gesundheitsstörung ab, vielmehr lagen nicht weniger als fünf Störungen fast gleichauf:
Die Asymmetrie im Säuglingsalter ist ein klinischer Zustand mit einer großen Bandbreite an Erscheinungen (Form, Haltung und Bewegung), Ätiologie, Lokalisierung und Schwere. In der Literatur gibt es keinen Konsens bezüglich Definition, Nomenklatur oder Klassifikation, die Angaben sind uneinheitlich. Häufig verwendete Begriffe sind „infantile Skoliose“ oder „Säuglings- Skoliose“. Die Asymmetrie ist in aller Regel idiopathisch. Plagiozephalie ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Schädelasymmetrie bei Säuglingen, die sich vereinfacht in zwei Bereiche einteilen lässt: Die pathologische Plagiozephalie, auch Kraniosynostose ge- nannt, sowie die (sekundäre) Plagiozephalie, die postnatale lagebedingte Deformation des Schädels. Diese lagebedingte Plagiozehpalie ist eine erworbene, asymmetrische Abflachung des kindlichen Schädels durch längeres Liegen auf dem Hinterkopf und ist heutzutage ein häufiges Problem, mit dem Eltern mit ihrem Säugling beim Kinderarzt vorstellig werden. Eine Studie aus den USA schätzt, dass bis zu 20% der annähernd 4 Millionen 2013 dort geborenen Säuglinge eine Form der lagebedingten Schädel- deformation aufwiesen. Säuglinge, die ungewöhnlich viel schreien und nur schwer zu beruhigen sind, werden umgangssprachlich als „Schreibabys“ bezeichnet. Der simultan verwendete Begriff „Dreimonatskolik“ beruhte auf der Annahme, dass der Grund für die Schreiattacken in Störungen des Magen-Darm-Bereichs (z.B. Krämpfe, Blähungen, Reflux) zu suchen ist. Im englischsprachlichen Raum werden die Schreibabys mit den Begriffen „excessive crying” und „infantile colic“ beschrieben. In Deutschland wird die Problematik zusammen mit Schlaf- und Fütterstörungen unter dem Oberbegriff Regulationsstörungen im Säuglingsalter eingeordnet.
OSTINF-STUDIE Fragestellung
Die aktuelle Studie sollte die wesentlichen Aspekte des Behandlungsverlaufs doku- mentieren, um verlässliche Zahlen für die beiden folgenden, grundsätzlichen Frage- stellungen zu bekommen: – Welche Veränderungen werden bei Säuglingen in Folge der osteopathischen Behandlung von den Eltern wahrge- nommen und wie sind sie zu bewerten?
Die häufigsten 5 Gesundheitsstörungen: |
▪ Säuglingsasymmetrie: ▪Plagiozephalie: 18% ▪ Fütterstörung: 15% ▪ Schreibaby: 12,5% ▪ Schlafstörung: 11,5% |
- – Welche Veränderungen werden bei Säuglingen in Folge der osteopathischen Behandlung von den Eltern wahrgenommen und wie sind sie zu bewerten?
- – Welche möglicherweise korrespondierenden Nebenwirkungen sind in diesem Zeitraum aufgetreten und wie sind sie zu bewerten?
- OSTINF-STUDIE Methoden
- Aufbauend auf den Ergebnissen der Voruntersuchung wurden Säuglinge mit den fünf genannten Gesundheitsstörungen in den teilnehmenden osteopathischen Praxen behandelt. Alle Osteopathen mussten eine spezielle Zusatzqualifikation vorweisen können und Erfahrung in der Behandlung von Kindern haben (die teilnehmenden Osteopathen hatten im Durchschnitt 12 Jahre Berufserfahrung).
In der geplanten „multizentrischen Beobachtungsstudie“ sollte die Behandlung von mindestens 500 Säuglingen dokumentiert werden. Zentrale Messgröße war die Beurteilung der Eltern, z.B. durch Bewertung der Symptomenstärke mit Hilfe von Numerischen Rating Skalen (NRS 0-10). Bei der Plagiozephalie wurde mit einem „Craniometer“ der Kopfumfang des kindlichen Schädels gemessen und daraus der klinisch übliche Cranial Vault Index (CVAI) errechnet.
OSTINF-STUDIE Ergebnisse
230 Praxen hatten Interesse an einer Teilnahme bekundet. 151 Praxen haben tatsächlich teilgenommen und insgesamt 1196 Säuglinge in die Studie aufgenommen. Damit wurde die geplante Teilnehmerzahl um gut das Doppelte überschritten . Es waren im Durchschnitt 2-3 Behandlungen nötig.
Die idiopathische Säuglingsasymmetrie war mit 48% die am häufigsten behandelte Gesundheitsstörung, gefolgt von den Schreibabys (18%), der Fütterstörung (15%) und der Plagiozephalie (14%).
▪ Idiopathische Säuglingsasymmetrie?
Abefragt wurde hier die Stärke der Asymmetrie
- – Blickkontakt zur bevorzugten Seite
- – Drehung zu bevorzugten Seite und die
- – Asymmetrische Lage Die prozentuale Verbesserung zwischen Beginn und Ende der Behandlungen lag zwischen 78% und 82%.
- ▪ Plagiozephalie
- Der Cranial Vault Index verbesserte sich um 51%. Allerdings erwiesen sich hier die Messungen mit dem Craniometer als problematisch, da es bei einem unruhigen Baby manchmal schwer ist, genau an den vorgegebenen Bezugspunkten zu messen.
- ▪ Fütterstörung
Die Stärke der Symptome verbesserte sich im Laufe der Behandlungen um 77%. ▪ ▪ Schreibabys Die Problematik „Schreibabys“ war der zweithäufigste Konsultationsgrund in der osteopathischen Praxis. Die Symptomatik „exzessives“ Schreien verbesserte sich um 70%, was für die Eltern eine erhebliche Erleichterung war. - ▪ Schlafstörungen
Schlafstörungen traten in dieser Studie mit 4% am wenigsten auf. Auch hier wurde eine beträchtliche Verbesserung um 56 % beobachtet beträchtliche Verbesserung beobachtet.
▪ Ist Osteopathie gefährlich?
Bei 3,5 % der Säuglinge wurden nach der osteopathischen Behandlung „Auffälligkeiten“ dokumentiert, durchweg geringfügige und kurzzeitige Symptome wie Müdigkeit, Unruhe, kurze Verschlechterung des ursprünglichen Befundes. Der zeitliche Bezug kann als „Reaktion“ auf die Behandlung gesehen werden, es kann sich aber auch um natürliche Schwankungen im Verlauf der Gesundheitsstörung handeln.
Bemerkenswert ist, dass bei den insgesamt über 3200 Behandlungen in keinem einzigen Fall eine ernsthafte, für die Gesundheit des Säuglings potenziell relevante und/oder länger andauernde Nebenwirkung beobachtet wurde.
▪ Osteopathie als „zweite Chance“? In Deutschland wie in den meisten anderen Ländern der westlichen Welt mit grundsätzlich gut funktionierenden Gesund- heitsversorgungssystemen kann davon aus- gegangen werden, dass Eltern sich mit auffälligen möglichen Gesundheitsstörungen ihres Säuglings zunächst an die „zuständigen Instanzen“ wenden und eine im Rahmen der Versorgung bestmögliche diagnostische Abklärung und ggf. Behandlung erfolgt. Ist die Osteopathie nicht integraler Bestandteil des Primärversorgungssystems (wie in Deutschland), ist die Konsultation eines Osteopathen in der Regel ein Schritt seitens der Eltern, wenn die „übliche Versorgung“ nicht den erwarteten Erfolg gezeitigt hat. Die vorliegende Untersuchung gibt konkrete Anhaltspunkte dafür, dass sich mit der osteopathischen Behandlung der unter- suchten Gesundheitsstörungen relevante zusätzliche positive Wirkungen erzielen lassen.
OSTINF-STUDIE Fazit
- ▪ Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung unterstreichen ganz offensichtlich die Empirie von professionellen Protagonisten wie Hebammen und Kinderärzten, die den medizinischen Ansatz der Osteopathie zu einer für die Gesundheitsversorgung von Säuglingen im ersten Lebensjahr viel versprechenden Option bei den hier untersuchten Störungen macht, wenn die übliche Versorgung nicht zu einem für die Eltern zufrieden stellenden Ergebnis geführt hat.
- ▪ Auf der Basis der Ergebnisse dieser bislang weltweit größten, methodisch sorgfältig geplanten und durchgeführten Beobachtungsstudie sollen perspektivisch sogenannte Interventionsstudien geplant und realisiert werden, voraussichtlich primär mit der jeweiligen Standardtherapie als Vergleichsintervention oder im Vergleich zur Entscheidung gegen andere „typische“ Behandlungen (um Aussagen möglichst nahe an der Realität zu generieren).
OSTINF-STUDIE Informationen
▪Zahlenmäßig exakte Ergebnisse zur OSTINF-STUDIE sollen im Laufe dieses Jahres in einem international renommierten wissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht werden und stehen dann allen als zusätzliche Information und Entscheidungshilfe zur Verfügung
- ▪ Die Studie wurde von den Osteopathieverbänden VOD, ROD, BVO, BAO und dem Förderverein für osteopathische Forschung (FOF) finanziell unterstützt.
-
▪ Die Studie wurde erstellt durch die:
Akademie für Osteopathie e.V. (AFO), Römerschanzweg 5, 82131 Gauting, Studienleiter: Florian Schwerla MSc, D.O. und dem
Deutschen Institut für Gesundheitsforschung gGmbH (DIG), Kirchstr. 8, 08645 Bad Elster Leitung: Univ-Prof Dr. med. habil. K.L. Resch
Die weitreichende Bedeutung des Stillens
Alles hängt von allem ab
Seit der Forschungsarbeit des Embryologen Blechschmidt weiß man, dass die Gene nicht alles bestimmen. Die Kräfte, die auf Strukturen wirken, die chemischen Konzentration zu einem bestimmten Zeitpunkt und der Fluss der Flüssigkeiten bestimmen die Entwicklung eines Menschen, am Lebensanfang und im weiteren Verlauf. Das ist die Epigenetik.
Hier hat das Stillen am Lebensanfang eine wichtige Bedeutung. Wie die Atmung hält es die Flüssigkeiten in Bewegung.
Embryologie
Die embryonale Entwicklung ist von Breiten und Längenwachstum bestimmt.
Das Gehirn mit seinen Bläschen wächst nach hinten und faltet sich ein. Das Gesicht wächst von der Seite über die Kiemenbögen zusammen zu der Mittellinie hin und verbindet sich da.
Das Darmrohr gliedert sich an den Kopfbereich an und wäschst nach unten.
Der Herzbeutel entsteht aus den Hüllgeweben des Halses und setzt auf dem Zwerchfell auf. Das Herz erreicht erst mit 7 Jahren den unteren Pol. Der Kehlkopfdeckel ist noch weit oben, daher kann das Baby atmen und trinken gleichzeitig. Erst wenn der Kehlkopf tiefer gekommen ist, wird der Luft- und Atemweg getrennt.
Die Nieren steigen noch bis zum 4. Lebensjahr nach oben. Die sehnige Platte des Zwerchfells kommt in der Embryologie vom Hals nach unten und verschmilzt mit den muskulären Fasern, die aus der Zwischenrippenmuskulatur entstehen. Dies trennt den Luftraum und den Verdauungstrakt. Oben herrscht Unterdruck, unten Überdruck.
Was einen gemeinsamen Ursprung hat, bleibt immer verbunden. So besteht zeitlebens ein enger Zusammenhang zwischen Mundboden- Halsbereich und dem Brustbein und dem Zwerchfell.
Die Lunge entsteht als Bläschen aus dem Darmtrakt, ebenso die Bauchspeicheldrüse. Nach der Geburt verdaut die Lunge Luft.
Der Nabel bleibt eine Art Mittelpunkt. Der obere Bereich des Verdauungstraktes rotiert weniger, der untere Dünndarmbereich um 270 Grad im Gegenuhrzeigersinn.
Der Magen geht nach links, die Leber nach rechts, die Zwölffingerdarmschlinge um die Bauchspeicheldrüse bleibt relativ fix und wird so zu einer Art Mittelpunkt, dem Taktgeber des Darmes.
Wenn beim Neugeborenen in der Kette vom Mundboden über den Herzbeutel, Zwerchfell zum Magen eine zu hohe Spannung vorliegt, kann dies zu Verdauungsproblemen führen.
Das Kind ist kein kleiner Erwachsener.
Der Geburtsvorgang
Für eine physiologische Entbindung sollte das Kind gut in das Becken eingestellt sein. Das heißt, dass der Kopf nach unten liegen sollte, der Rücken möglichst links (60% aller Kinder) und der Kopf muss stark gebeut sein und quer oval zum Beckeneingang. Während der Geburt dreht sich der Kopf dann nach hinten Richtung Kreuzbein um 90 Grad. Wenn der Kopf geboren ist, werden die Schultern entwickelt von der Hebamme, das heißt der Körper folgt der Rotation des Kopfes. Der restliche Körper wird dann meist schnell geboren. Der erste Atemzug sollte statt finden, wenn das Kind geboren ist, sonst kann dies auf die Atmung negative Folgen haben.
Bei diesem Vorgang wird das Kind ausgewrungen wie ein Schwamm. Die Geburtshilfe spricht von Fruchtwalze.
Es ist 80% Wasser. Zuerst geht die Flüssigkeit Richtung Beine, dann wieder Richtung Kopf wenn es geboren ist. Diese Dynamik schiebt die Atmung, Verdauung, den Lymph- und Liquorfluss an und korrigiert eventuelle Fehlspannungen im Bereich des Kopfes und des Körpers.
Bei problematischen Geburten kann es sein, dass dies nicht ausreichend geschieht.
Schädelasymmetrien
Um Asymmetrien beurteilen zu können benutzt man die Quadranten. Diese werden in der Aufsicht und Ansicht beurteilt. Leider wird darauf zu wenig geachtet. Wenn man so früh die Fehlentwicklungen sieht, kann man sehr viel erreichen. Bitte achten Sie daher auf diese Zeichen.
Genetische Defekte
Ein mögliches Beispiel ist das Down-Syndrom oder nicht angelegte Schädelnähte
Wie ich zu Anfang beschrieben habe, folgt die Entwicklung einem bestimmten Plan. Kommt es in den ersten 12 Wochen zu Störungen wie Infekte, Toxine, Stress usw. kann diese Abfolge gestört werden und es kommt zu genetischen Anomalien. Die Augen kommen nicht gut genug von der Seite zur Mitte, was zu einem breiten Nasensteg führt, der Gaumen findet nicht richtig in der Mittellinie zusammen. Die Bilder können vielfältig sein und minimal aber auch schwerwiegend sein.
Es sollte mehr Prävention im Vorfeld einer Schwangerschaft für das Paar betrieben werden. Ein Beispiel ist die gesunde Vaginalflora der Frau. Beim Mann das Handy in der Hosentasche.
Frühe Asymmetrien
Hier ist z.B. die fliehende Stirn durch den Schub auf das Gesicht des Kindes wenn der Kopf gegen das Kreuzbein geschoben wird. Hier kann dann der Kiefer auch nach hinten verschoben werden, was zu Problemen beim Stillen führen kann.
Der Turmschädel, der durch einen langen Druck im tiefen Becken auf den Kopf des Kindes zurück geführt werden könnte. Eventuell durch ein langes Drehen auf dem Beckenboden. Durch zu viel Zug mit der Saugglocken. Sollte es hier zu einer Ödembildung in der Knochentasche des Schädelknochens kommen ist sehr darauf zu achten, dass sich dieser Erguss zurück bildet und nicht kalcifiziert.
Bei zu wenig Fruchtwasser fehlt des Kind die Bewegung, was zu einer Starre in den Strukturen führen kann. Da die Bewegungen fehlen, wird das motorischen Systeme des Kindes zu wenig aktiviert.
Bei einer Beckenendlage kann es sein, dass die obere HWS einen Bewegungsverlust hat durch die fehlende Beugung des Kopfes. Der Kopfgelenksbereich wird dann zu starr. Dies kann auch das Stillen beeinträchtigen.
Wenn diese Fehlspannungen nicht schon zu diesem Zeitpunkt z.B. osteopathisch gelöst werden, kann sich der Schädel asymmetrisch oder unzureichend entwickeln.
Hier spielen nicht nur die Schädelknochen eine Rolle, sondern vor allem das membranöse System. Die Schädelplatten liegen innerhalb der Dura wie in Taschen. Das ganze Hüllsystem des zentralen Nervensystem setzt sich fort bis zum Kreuzbein und Steißbein. Aber auch die peripheren Nerven nehmen diese Hüllen mit. Der Liquor ist bis zu den Gliedmaßen nachweisbar.
Es kommt relativ häufig zu einer Seitneigung und Rotation im Gesichtsbereich. Das geschieht, wenn die Geburtstorsion des Schädels nicht genügend aufgelöst wird. Die Wirbelsäule folgt der Torsion des Kopfes und wird skoliotisch. Das Aufhängungsystem des Darmtraktes wird ebenfalls asymmetrisch und kann zu einem viel späteren Zeitpunkt zu einer Skoliose führen. Dies kommt dann zum Beginn der Pubertät, wann die großen Wachstumsschübe geginnen. Dann ist die Skoliose vom Himmel gefallen (idiopatisch)
Ein platter Hinterkopf eventuell auch noch einseitig rührt nicht von der Rückenlage her, sondern durch fehlende motorische Impulse. Diese fehlen aus dem Bereich der Mundmotorik aber auch aus dem Bereich der Kopfgelenke. Gerade diese Beweglichkeit braucht das Kind zum Abbau der Grundreflexe. Baut das Kind die Reflexe gut ab und die Willkürmotorik gut auf, dass korrigiert dies auch die Asymmetrie des Schädels.
Von Anfang an muss das Kind die Reflexe abbauen und systematisch willkürliche Bewegungen aufbauen. Hier lernt es Bewegungsprogramme, soziale Programme usw. Diese werden im Kleinhirn gespeichert und später als Erwachsene greifen wir bei komplizierten Tätigkeiten auf diese Grundprogramme zurück. Das Kleinhirn wird vor allem in der Kindheit geformt. Einschränkungen im Bereich der Kopfgelenke und des Hinterhauptbeines stören diese Funktion.
Oberhalb des Hinterhauptbeines liegen die Scheitelbeine. Neben der Mittellinie der Scheitelbeine liegen die Sehareale. Hier muss darauf geachtet werden, dass die Schädelnähte flexibel genug sind.
Wie schon erwähnt muss der Mundboden, die Halsfaszien, die Spannung im Brustbein und Zwerchfell frei sein, damit die Atmung und Verdauung stimmt.
Fehlspannungen gehen hier weiter nach unten über die 12. Rippe, den langen Hüftbeuger, den Nieren, der Blase bis in den Bereich der Hüften.
Stillen/Saugen
Um richtig an der Brust saugen zu können, muss die Zunge beweglich genug sein.
Als erstes sollte kontrolliert werden, ob das Zungenbändchen lang genug ist. Besteht eine Herzzunge und das Kind ist nicht fähig die Zunge aus dem Mund zu stecken, sollte sofort geschnitten werden.
Dann gibt es einen Graubereich, wo man zuwarten kann und zuerst alles im Umfeld am Körper lösen sollte.
Hier zählt vor allem die Beweglichkeit des Mundbodens mit dem Zungenbein. Seitlich am Zungenbein liegen die Schlucknerven. Diese sollten in ihrer Scheide gleiten können. Der Unterkiefer muss nach vorne kommen können, der Kopfwender darf nicht zu fest sein. Er setzt an der Unterseite des Schädels an, gerade da, wo das venöse System den Schädel verläßt und der Vaguskomplex liegt. Dieser steuert die Verdauung, agiert aber auch mit den anderen Hirnnerven für unsere soziale Steuerung.
Nach der Geburt ändert sich viel auch im Herzeingangsbereich und Herz selbst. Die Blutflüsse kehren sich um, damit Atmung möglich wird. Wenn diese Änderungen nicht planmäßig ablaufen kann es hier zu Fehlspannungen führen. Daher treten meist Kopffehlhaltungen mit einer Seitneigung links und Rotation rechts auf.
Über die Zungenmobilität und das korrekte Saugen wird der Oberkiefer geformt. Der Druck nach oben mit der Zunge aktiviert das Gaumensegel und führt hier zu einem guten Lymphfluss und damit zu einer besseren Immunität und aktiviert die Speicheldrüsen für die Verdauung.
Der Speichel produziert Enzyme, Inulin für die gesunde Darmflora und Immunglobuline. Das Baby produziert erheblichen Speichel.
es pumpt die intrakraniellen Flüssigleiten und damit auch das neu entdeckte glymphatische System zur Reinigung des Gehirns
es aktiviert den oberen venösen Austausch des venösen System um das Nervensystem
es aktiviert die Funktion des Nerven Trigeminus als formenden Impuls für den Kopfbereich
Klappt das Stillen und Saugen nicht effizient bleibt der Mund offen, die Lippen haben zu wenig Spannung und das Kind wird Mundatmer
der Oberkiefer bleibt schmal, die seitliche Weitung ist zu gering und die bleibenden Zähne finden zu wenig Platz.
Zungenmotorik
Die Zunge braucht die Bewegung nach oben, aber auch die seitliche Bewegung
Viele Babys, bei denen das Zungenbändchen relativ kurz ist kompensieren mit einer guten Beweglichkeit der oberen Zunge, aber der Mundboden bleibt fest. Dies hat auch Konsequenzen auf die Beweglichkeit der Kopfgelenke. Ein weites Öffnen des Mundes, beim Erwachsenen 3 Querfinger, ist nur mit Überstreckung der Halswirbelsäule möglich. Dies führt zu Fehlspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Fehlspannungen im Mundbodenbereich beeinflussen auch den Blutfluss Richtung Kopf . Die chinesische Medizin kennt diesen Zusammenhang. Der Funktionskreis Herz/ Dünndarm und Herzbeutel/Schilddrüse gehören zusammen. Die Zunge gehört diesem Funktionskreis.
Es kann zu Lispeln und anderen Sprachfehlern kommen.
Darmsystem
Der Speichel ist Ernährung für die gesunde Darmflora und stärkt so die Immunität
Das Saugen regt die Peristaltik des Darmrohres an
Ist der Kopfwender zu hyperton stört dies die Abflüsse aus dem Kopfbereich und das System des Vagus. Der Vagus begleitet die Speiseröhre. Ist das Zwerchfell noch in einer Fehlspannung, wird dieser Nerv bereits an zwei Stellen irritiert.
Mobilisation der Kopfgelenke und eine weiche Massage hinter den Ohren regen den Abfluss an. Ebenfalls sollte das Zungenbein leicht mobilisiert werden.
Motorik
Das Neugeborene befindet sich noch in der ersten Beugephase.
STNR Geht der Kopf in Beugung, geht der Körper in Beugung
geht der Kopf in Streckung, geht der Körper in Streckung
das ist normal. Zum Stillen sollte der Kopf unbedingt in einer Beugestellung sein, damit das Kind schlucken kann. In Streckung geht das nicht.
Wenn die Kopfgelenke zu starr sind, der Kopfwender zu fest, die Nackenmuskel hyperton dann können sich die Grundreflexe nicht richtig abbauen und der Aufbau der Willkürmotorik verzögert sich oder ist unbefriedigend.
Die Kinder sind später ungelenk, tapsich, ihre räumliche Wahrnehmung ist nicht stimmig. Die Sehverarbeitung und die Augenmotorik bauen sich nicht adäquat auf.
Die Hörverarbeitung kann beeinträchtigt sein, der Lymphabfluss aus dem Ohrbereich durch fehlende Aktivierung des Saugens
Es können durale Spannungen auftreten, die auch zu Problemen im Becken- und Hüftbereich führen können
Fehlbiss durch unzureichende Aktivierung des Oberkiefers durch die Zunge in der richtigen Position und einer fehlenden Beweglichkeit des Zungenbeins für den Unterkiefer.
Osteopathie
Die Osteopathie zählt zur Heilkunde und darf nur von einem Arzt oder Heilpraktiker verabreicht werden. Der Beruf ist momentan in Deutschland nicht geschützt. Die gesetzlichen Krankenkassen verlangen von den Therapeuten den Nachweis einer Osteopathieausbildung über 1300 Stunden und beteiligen sich dann anteilig. Dem Privatpatienten gegenüber muss der Therapeut keinen Nachweis bringen und kann diese Position abrechnen ohne die nötige Qualifikation. Daher ist dringend anzuraten, sich bei den Verbänden, wie dem VOD und BVO nach den qualifizierten Therapeuten in deren Listen zu erkundigen. Diese Verbände haben die Therapeuten geprüft. Für das Kindersymbol muss man sich noch weiter mit 300 Ausbildungsstunden qualifizieren (VOD).
Die großen Lehrerinnen der Kinderosteopathie sind Viola Fryman, Ann Wales, Jana Carreira und weitere. Diese drei Osteopathinnen waren und sind als „Ärzte“ in Kliniken tätig. Dort gehört die Osteopathie als komplementäre Medizin auch hin.
Die Craniosakrale Therapie ist keine Osteopathie. Die lehrenden Therapeuten sind oft Osteopathen, so auch Upledger. Er hat Teile entnommen und genial vermarktet oftmals in Laienhand gelegt. Zur Osteopathie gehört auch die klinische Krankheitslehre. Das heißt nicht, dass es da nicht gute Therapeuten gibt.
Wie sieht eine Behandlung aus?
Die Finger sind die Verlängerung des Gehirns. Still spricht von wissenden, fühlenden Fingern. Bei der Berührung schaltet man erst einmal ab und spürt nur, um dann das Gespürte mit dem osteopathischen Wissen und den Symptomen in Verbindung zu bringen und um dann eine Behandlungsidee zu entwickeln.
Auch wenn der Kontakt über die Oberfläche des Körpers statt findet, ist man über das gesamte fasziale System mit den inneren Strukturen verbunden. Die Faszien umhüllen alles: die Oberfläche des Körpers, die Muskeln, die Knochen, die Nerven und Gefäße, die Organe, die diversen Abschnitte des Gehirns. Man nimmt an 2 Stellen Kontakt, so kann man mit dem entsprechenden Wissen, den Zwischenraum erfahren. Immer die Frage: Wo kommt die Spannung her, in welchen System liegt sie?
Nach einer ausführlichen Anamnese über Schwangerschaft und Geburt kommt erst einmal die Inspektion des Kindes. Dabei spielen bereits die ganzen äußeren Zeichen eine Rolle wie Atmung, Hautfarbe, Körper- und Gesichtsform wie ich bereits oben erzählt hatte.
Zuerst nimmt man dann das Kleine in die Hinterkopf- Sakrum Haltung. Hier kann man die Vitalität der Gewebe gut beurteilen, den Ausdruck des Nervensystems, die Spannung im Kopfbereich und im Kreuzbein. Gleitet das Nervensystem in der duralen Hülle? Das ist essentiell für die Versorgung des Nervensystems.
Da man noch sehr nah an den Bildekräften der Embryologie ist, kann man bei einem gesunden Neugeborenen die Kräfte gut aktivieren und die Flüssigkeiten korrigieren kleinere Fehlspannungen. Dies ist nicht so bei gravierenderen Problemen. Diese Patienten muss man z.T. über einen längeren Zeitraum behandeln. Es gibt immer wieder pausen und es wird beim nächsten Entwicklungsschritt kontrolliert. Am Anfang sind die Abstände häufiger später werden sie länger und in der Pubertät wieder enger.
Nach einander prüft man die Hüften, das Becken, die Bauchorgane, das Zwerchfell, Magen, Leber, Brustbein, Herz, Schultern, Halsgewebe, den Schädel usw. Beim Schädel interessieren auch die jetzt noch bindegewebigen Verbindungen.
Aus meiner Sicht ist es wichtig auch Strukturen zu behandeln. Je nach Alter des Kindes werden die Regionen therapiert, deren Entwicklung gerade aktuell ist z.B. die Augen und die Sehfelder mit den entsprechenden knöchernen Strukturen wenn das Kind mit der Fortbewegung beginnt. Erst jetzt entwickelt sich das räumliche Sehen und dazu ist die nötige Freiheit der Kopfgelenke, der Augen und des Brustkorbes ( das Kind liegt auf dem Bauch) nötig.
Yoga für Kinder
Ruheinseln im Alltagstrubel
Viele Kinder stehen heute unter einem permanenten Dauerdruck. Ihr Terminkalender ist oft so voll wie der eines Erwachsenen. Bereits früh bleibt ihnen kaum freie Zeit, sondern sie gehen in die musikalische Früherziehung, Sportprogramme, Fremdsprachen, Computerkurse und vieles mehr. Gerade in der Kindheit und Jugend müssen wir Emotionskontrolle und soziale Kompetenzen lernen. Schaffen die Kinder es nicht, mit den überfordernden Umständen umzugehen, kann es zu Symptomen wie Wut, Angst, Lernschwierigkeiten, Verspannungen, Migräne, Magen-DarmBeschwerden, Schlafproblemen und mehr kommen.
Um die innere Spannung abzubauen eignen sich körperzentrierte Therapien mit denen wir die Selbstwahrnehmung und Kontrolle schulen. Hier eignet sich für die Kinder das Yoga.
Die Haupteffekte des Kinderyogas:
Nervensystem und Psyche
Ein besserer Umgang mit Belastungen, reduzierte Stressempfindlichkeit, Abnahme von Ängsten,verringerte Impulsivität, gesteigerte Konzentrationsfähigkeit, Abnahme von Schlafstörungen, erhöhtes Selbstvertrauen usw.
Herz-Kreislaufsystem
Senkung des Blutdrucks, verbesserte Durchblutung,Erhöhung der allgemeinen Fitness.
Atmungsorgane
erhöhte Lungenkapazität, weniger Erkältungen.
Bewegungs- und Stützapparat
bessere Beweglichkeit und Balancefähigkeit, Abnahme eines zu hohen Muskeltonus und von Rückenschmerzen
Innere Organe
Positive Wirkung auf den Stoffwechsel und die Verdauungsorgane, Unterstützung des Immunsystems, Abnahme von Magen- und Darmbeschwerden.
Wie wirkt Kinderyoga
Eine klassische Kinderyogastunde umfasst verschiedene Körperübungen (Asanas), Meditation und verschiedene Atemtechniken (Pranayama), es wird aber auch über positives Denken und die Ernährung gesprochen.
Asanas
Die Asanas sind kindgerecht gestaltet und die Namen der Körperübungen regen bereits die Fanatsie der Kinder an. Durch die Konzentration auf die Ausführung und das Wahrnehmen der eigenen Bewegung wie Atmung und Herzschlag setzt bereits eine Entspannung ein. Da die Ansanas Spannen und Entspannen enthalten, können sich mit den muskulären Spannungen auch die innere Anspannung von Angst und Unruhe lösen. Die Übungen beanspruchen sämtliche Gelenke, ein Großteil der Muskeln wird effektiv gedehnt und gestärkt.So wird ihr Körper mit der Zeit immer kräftiger, Koordinationsfähigkeit, Balance und Körperhaltung verbessern sich.
Meditation
Mit den Kindern werden abwechslungsreiche Phanatsiereisen durchgeführt. Ihre Aufmerksamkeit wird dabei auf innere Körperempfindungen und Gefühle gelenkt, die sie aus der Perspektive des Beobachters kennen lernen, ohne sie dabei zu bewerten oder darauf zu reagieren. So wird eine neue Bewertung von Reiz-Reaktionsketten möglich und eine Änderung von Haltungen und Verhaltensweisen. Durch das regelmäßige Ausüben findet mit der Zeit eine Konditionierung statt und die Kinder können in den stressigen Situationen durch das Aufrufen der inneren Bilder gelassener reagieren.
Pranayama
Bei den älteren Kindern sind gezielte Atemtechniken möglich. Das Ziel ist die Ausatmung zu verlängern. Das hilft dabei zur Ruhe zu kommen und in Stresssituationen Anspannung abzubauen. In unserem Sprachgebrauch kennen wir den gut gemeinten Ausdruck „Erst einmal tief durchatmen“.
Es ist sicherlich schön, wenn das Yoga eventuell auch mit den Eltern durchgeführt werden kann. Bei dieser Auszeit profitieren beide Seiten und stärken das Miteinander, das hier nicht mit der Organisation des Alltags verbunden ist.
Weitere Hinweise:
Sollte in Ihrer Nähe kein passendes Angebot sein, möchte ich auf die App und das Buch von Frau Gabriele Hella Bucher (Yogalehrerin) verweisen.
In der App hat sie folgende Gliederung:
Lockerungsübungen
Übungsreihen
Augenübungen
Entspannungsübungen
Bewegungsspiele
Die App ist mit vielen Bildern selbsterklärend und auch für Kinder ansprechend gestaltet. In die App fließen auch Erkenntnisse aus dem Brain-Gym ein, das in der Kinesiologie zur Förderung von Lese- und Rechtschreibeproblemen eingesetzt wird.
Natur und Heilen September 2017 S.30-37
Leila Kadri Oostenforp, Elsa Mrozievicz Bahia, Yoga für Kinder: Fröhliche Tier-Asanas, Prestel Verlag 2016
Markus Stück: Wissenschaftliche Grundlagen zum Yoga mit Kindern und Jugendlichen., Schibri-Verlag, 2011
Familienyoga-Wochenende bei: www.yogahaus-ganesha.de
Yoga für Kinder, Aufmerksam Lernen, App und Buch erhältlich unter www.gi-yoga.de
Wie entsteht Bewegung
Die Bedeutung des Rhythmus
Der Körper ist eine lebendige Matrix. Die Information zwischen verschiednen Teilen passiert nicht nur über Nervensignale, sondern auch durch elektromagnetische Impulse unterschiedlicher Frequenzen. Die Faszien, die alles im Körper verbinden, alles umhüllen bis in den Interzellularraum sind Überträger dieser Schwingungen.
Die rhythmischen Bewegungen verursachen eine periodische, sich ständig verändernde Stimulation des Gehirns, die vom Gleichgewichtssinn, dem Tastsinn und der Tiefeinsensibilität ausgeht. Bei diesem Prozess werden Nervensignale durch Transmitterstoffe wie Dopamin, Glutamat, Gaba usw. übertragen. Solche wechselnden, oszillierenden Stimulationen sind wesentlich wirksamer. Die kontinuierlichen
Nervenreize führen zur sogenannten Gewöhnung und werden dann nicht mehr wahr genommen.
Informationen werden auch durch unterschiedliche Arten von Energie durch das gesamte System des Körpers übertragen und zwar in Form von Licht oder elektromagnetischer Strahlung, Geräuschen, chemische oder mechanischer Energie. Viele der wichtigsten Bestandteile der Muskeln und des Skeletts liegen spiralförmig vor. Dadurch erhalten sie Elastizität und eine gute Resonanzfähigkeit. Die Muskelketten sind spiralförmig angelegt und folgen den Meridianen der chinesischen Medizin. Die Knochen verformen sich unter Belastung spriralförmig. Unsere Bewegungsprogramme sind spiralförmig. Das Blut fließt spiralförmig, die DNA ist spiralförmig.
Das Stammhirn
ist der älteste Teil des Gehirns. Dort sind alle lebenswichtigen Vorgänge organisiert und ist für die Selbsterhaltung der Art wichtig. Es ist das neuronale Fahrgestell.
Beim Fötus entwickelt sich das Stammhirn schrittweise. Über das retikuläre Aktiviertungssystem (RAS) erhält es aus allen Teilen des Körpers Informationen: Gleichgewicht, Tiefensensibilität, Proprioception (Eigenwahrnehmung), Seh-, Hör- und Tastsinn. Es steuert damit die Herz- und Atemtätigkeit. Den Muskeltonus. Wird das Stammhirn zu wenig angeregt, kommt es zu einem zu schwachen Muskeltonus.
Die motorische Aktivität des Fötus beruht auf den primitiven Reflexen. Das sind automatische, stereotype,vom Stammhirn gesteuerte Bewegungen. Diese Reflexe entwickeln sich nach und nach in unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft, müssen reifen und müssen schließlich durch die Basalganglien gehemmt und in das gesamte Bewegungsmuster des Babys integriert werden.
Ein Kind, dessen primitive Reflexe bei der Geburt nicht richtig entwickelt und reif waren, hat es schwerer, diese rechtzeitig zu hemmen, als wenn die Reflexe voll ausgereift waren. Dies gilt für Frühgeburten und Kaiserschnittkinder.
Das Kleinhirn
ist eine Ausbuchtung des Stammhirns. Es erhält Signale von den Rezeptoren der Tiefensensibilität und dem Tastsinn. Zwischen dem Kleinhirn und dem motorischen Kortex gibt es wichtige Nervenverbindungen, so dass es eine Rolle bei der Bewegungskoordination spielt. Gemeinsam mit den Vestibularkernen (Gleichgewichtssinn) bestimmt das Kleinhirn unsere Orientierung im Raum. Seine Aufgabe besteht darin, für geschmeidige, leichte und koordinierte Bewegungen zu sorgen und Abweichungen der ausgeführten Bewegung zu korrigieren.
Das Kleinhirn hat auch eine starke Verbindung:
-zum präfrontalen Kortex. Er ist verantwortlich für Aufmerksamkeit, Planung, Urteilsvermögen und Impulskontrolle.
-zum Sprachzentrum (Wernecke- und Brocazentrum)
-zum Sehareal im Frontallappen für die Augenfolgebewegung
Das reptilienhafte Gehirn
liegt neben dem Stammhirn und ist evolutionär neuer. Es steuert die soziale Interaktion, die durch Rituale, Routineabläufe und strenge hierarchische Unterordnung gekennzeichnet ist. Hier liegen die Basalganglien. Sie steuern automatische Haltungsreflexe im Gravitationsfeld. Sie sind Mittler der Bewegungssteuerung zwischen Stammhirn und Neokortex. Hier werden die Haltungsreflexe gebildet, die uns ein Leben lang erhalten bleiben und nicht der Willkür unterliegen. Diese Haltungsreflexe sind für unsere Stabilität wichtig, dass wir im Vierfüßlerstand, beim Sitzen, Stehen und Gehen das Gleichgewicht behalten und wir diese Funktionen automatisch ausüben können.
Wenn wir den Entschluss fassen, uns zu bewegen, schickt der motorische Kortex Signale an die Basalganglien, damit die Hemmung reduziert wird.
Die motorische Entwicklung des Babys
Die Motorik des Neugeborenen wird von primitiven Reflexen gesteuert. Wenn es spontane rhythmische, altersentsprechende Bewegungen macht, werden die primitiven Reflexe gehemmt und die Haltungsreflexe ausgeprägt. Es gibt ein inneres Programm für diese Entwicklung.
Bei den Kindern, wo diese primitiven Reflexe nicht genügend integriert werden, kommt es zu vielfältigen Störungen wie ADS, ADHS, Seh- und Hörprobleme, Muskeltonusprobleme, emotionale Probleme usw.
Der Tonische Labyrinthreflex TLR
Ist der Kopf des kleinen Kindes gebeugt, dann beugen sich auch die Gliedmaßen wie Arme und Beine.
Wird der Kopf gestreckt , strecken sich Arme und Beine. Der rückwärtige Teil wird während der Scheidengeburt durch die starke Streckung des Kindes beim Austritt aktiviert und hilft, dass die Rückenstrecker einen Tonus aufbauen, der dann für das Heben des Kopfes in Bauchlage wichtig ist.
Wird der TLR nicht richtig integriert, verändert sich der Muskeltonus durch die Kopfbewegung nach hinten oder vorn und bringt das Gleichgewichtszentrum durcheinander. Diese Kinder haben Schwierigkeiten damit, Raum, Entfernung, Abstand, Tiefe und Geschwindigkeit abzuschätzen.
Anzeichen für einen aktiven TLR
-Schwierigkeiten, den Kopf hochzuhalten
-schwache Nackenmuskeln
-zusammengesunkene Haltung
-schwacher Muskeltonus, hypermobile Gelenke
-Probleme beim Heben der Arme, beim Klettern
-Augenmuskeln arbeiten nicht korrekt, Tendenz zum Schielen
-angespannte Muskeln, Tendenz zum Spitzengang
-Gleichgewichtsprobleme beim Schauen nach unten und oben
-Koordinationsprobleme
Der Landau-Reflex
im Alter von 4 Wochen beginnt ein Baby in Bauchlage den Kopf zu heben, nach 1-2 weiteren Monaten hebt es den Oberkörper und Kopf (oberer Landau). Mit 4 Monaten hebt es zusätzlich noch die Beine (unterer Landau) und sieht aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. Der Landau-Reflex sollte bis zum 4 Lebensjahr abgebaut sein. Wenn das Kind den Oberkörper heben kann, werden die Arme frei für die Greiffunktion. Dies dient der Entwicklung des Nachsehens, Augenintegration und 3 dimensionales Sehen. Wenn der Landau nicht ordnungsgemäß entwickelt wird, kann sich der TLR nicht abbauen.
Folgen sind ein schwacher Tonus der Rückenmuskeln und eine effiziente Zusammenarbeit des Ober- und Unterkörpers wird gestört.
Der symmetrisch tonische Nackenreflex STNR
Er entwickelt sich mit 6 Monaten und sollte bis vom 9 -11 Monat abgebaut sein. Dieser Reflex ermöglicht dem Kind den 4-Füßler Stand zu entwickeln. Noch bevor es zum Krabbeln kommt, muss er integriert sein. Strecken sich die Arme, beugen sich die Beine, Beugen sich die Arme, stecken sich die Beine. Integriert wird er durch das Schaukeln im 4-Füßler-Stand.
Ist er nicht integriert, sitzt das Kind wie ein Kartoffelsack, es fehlt die Kraft in den Armen. Er ist wichtig für das binokulare Sehen (Koordination der beiden Augen) und der Akkommodation (Weit- und Nahsehen). Dies kann später zu Leseproblemen führen.
Der Spinale Galantreflex
Streicht man rechts oder links der Lendenwirbelsäule entlang, dreht sich die Hüfte der gleichen Seite. Der Reflex entwickelt sich 20 Wochen nach der Empfängnis und sollte sich zwischen dem 3-9. Monat abbauen. Im Mutterleib ist der wichtig für die Weiterleitung der Körpervibration zur Entwicklung des Gleichgewichtssinnes. Während der Entbindung unterstützt er den Weg durch den Geburtskanal. Wird dieser Reflex nicht integriert, so ist die Entwicklung des Amphibienreflexes gestört, was zu Schwerfälligkeit des Unterkörpers und Anspannung in den Beinen führt. Diese Kinder sind hyperaktiv und unruhig. Ältere Kinder fixieren die Lendenwirbelsäule mehr und werden dort unbeweglich, was im Erwachsenenalter zu Rückenproblemen führen kann.
Der Spinale Perez-Reflex
Er tritt bei der Geburt auf und sollte zwischen dem 3-6. Lebensmonat integriert sein. Streicht man mit dem Finger entlang der Wirbelsäule von der Brustwirbelsäule bis zum Steiß streckt das Kind die Wirbelsäule und Arme und Beine. Er unterstützt die Entwicklung des Landau und des STNR und ist für die Entwicklung des 4-Füßler-Stand wichtig.
Baut sich der Reflex nicht ab, kommt es zur Empfindlichkeit im Bereich der BWS.
Der Amphibienreflex
Er ist lebenslang erhalten. Ausgeprägt wird er im Alter von 4-6 Monaten. Das Heben des Beckens auf einer Seite verursacht die automatische Beugung von Arm,Hüfte und Knie derselben Seite. Er entwickelt sich zuerst in Bauchlage und dann in Rückenlage. Seine Ausprägung beginnt erst, wenn der ATNR einigermaßen integriert ist. Bevor das Kind Überkreuzbewegungen machen lernt, muss der Amphibienreflex vorhanden sein.
Der Furcht und Lähmungsreflex
Der Furcht-Lähmungsreflex ist einer der frühsten Rückzugsreflexe, die bereits im 2 Monat nach der Empfängnis auftreten. Er ist kein primitiver Reflex, da er nicht über Sinne ausgelöst wird. Der Reflex sollte als Stressreaktion der fötalen Zellen betrachtet werden. Bei Auslösung entstehen Stressproteine, die die Zellwand weniger durchlässig machen und den aktiven Zelltransport behindern. Gleichzeitig ist der Fötus starr und bewegt sich nicht. Er wird meist durch äußere Faktoren ausgelöst wie z.B. elektromagnetische Strahlung, Gifte usw. Manchmal kann sich die Überempfindlichkeit auf den Geruch und den Geschmack erstrecken. Stress kann bei diesen Menschen nicht gut integriert werden.
Moro-Reflex
Er beginnt in der 12 Schwangerschaftswoche und sollte in der 30 Woche abgebaut sein. Wird der Furcht-Lähmungsreflex nicht gehemmt, kann es zur Blockade der Entwicklung und der Integration des Moro-Reflexes kommen. Der Moro-Reflex wird ausgelöst durch starke und unangenehme Stimulation des Gleichgewichts-, Gehör-, Sehsinn oder der Tiefensensibilität, durch eine rasche Änderung der Kopfposition, einem lauten Ton oder visuellen Reiz.
Zuerst nimmt das Kind einen tiefen Atemzug und streckt Arme und Beine
dann beugt es diese wieder und beginnt zu weinen.
Im Mutterleib dient es die Atemmuskeln zu trainieren
Wird er nicht abgebaut kann es zu Auffälligkeiten mehrerer Sinne kommen:
-Sehsinn: große Pupillen mit langsamer Reaktion auf Licht, dadurch schlechtes Dämmersehen und -Lichtüberempfindlichkeit
-Gehörsinn: Geräuschüberempfindlichkeit, Schwierigkeit Hintergrundlärm auszublenden
-Gleichgewichtssinn: Reisekrankheit, Probleme mit dem Gleichgewichtssinn
-Tastsinn: Überempfindlichkeit auf Berührung
-Tiefensensibilität: Überempfindlichkeit auf plötzlichen Lagewechsel
Reflexe zur Koordination über die Mittellinie
Das Baby bewegt seine Körperhälften noch unabhängig von einander. Die Verbindung über die Mittellinie, das Corpus callosum (Balken) muss sich noch entwickeln. Dazu dient unter anderem der
Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex ATNR
Er entwickelt sich 18 Wochen nach der Empfängnis und sollte bis zum 6. Monat integriert sein. Dreht das Kind den Kopf zu einer Seite, werden Arm und Bein dieser Seite gestreckt, die der anderen Seite gebeugt. Der ATNR löst beim Fötus Kickbewegungen aus, die die Mutter spürt. Er trainiert das Sehen mit beiden Augen, beim Lesen die Bewegung der Augen über die Mittellinie.
Babkin-Reflex
Ein leichter Druck in die Handflächen eines Babys löst ihn aus. Das Kind öffnet den Mund neigt den Kopf vor oder zur Seite und macht Saugbewegungen. Er entwickelt sich im 2. Monat nach Empfängnis und sollte zwischen dem 3-4. Monat integriert sein. Er steuert die Handbewegungen. Seine Integration ist später für die Feinmotorik wie Schreiben wichtig. Handkoordination und Sprechen hängen zusammen. Der Hand- Mundkontakt des Kindes wird durch diesen Reflex aktiviert. Ist er nicht ausgeprägt, dann findet zu wenig sensorische Reizung des linken Scheitellappens statt, und die Sprachbildung kann sich verzögern.
Greifreflex
Fasst man das Baby an den Fingern, wird der Greifreflex ausgelöst. Zieht man es hoch, strecken sich die Arme. Er entwickelt sich im 3. Schwangerschaftsmonat und sollte während des 1. Lebensjahres integriert werden. Er ist wichtig für die Hand- Augen-Koordination, das beidäugige Sehen und die Zusammenarbeit der Gehirnhälften. Später ist er für die Ohrkoordination wichtig. Wenn es den Greifreflex integriert, lernt es gleichzeitig die Richtung und Entfernung eines Geräusches abzuschätzen. Durch das Wegwerfen übt das Kind dies. Ein persistierender, aktiver Greifreflex verursacht Verspannungen im Schulterbereich, das Kind kann Bewegungen der Schulter und der Hände nicht unterscheiden.
Hochziehreflex
Man fasst das Kind an den Händen und zeiht es heran. Es beugt die Arme und unterstützt das Heranziehen. Er erscheint in der 28. Schwangerschaftswoche und sollte zwischen dem 2-5 Monat integriert werden. Er vermischt sich mit den Greifreflex.
Der Babinskireflex
Er entwickelt sich im 1. Monat nach der Geburt und sollte bis zum 2. Lebensjahr integriert sein. Er ist für den Muskeltonus des Unterkörpers wichtig. Ist er wenig ausgeprägt sind die Kinder oft „plattfüßig“ und mögen nicht laufen. Sie laufen auf der Innenkante der Füße.
Der Plantarreflex
Drückt man mit dem Daumen zwischen den Zehen und dem Fußgewölbe auf die Sohle des Kindes, kommt es zur Beugung der Zehen. Dieser Reflex erscheint in der 11. Schwangerschaftswoche und sollte im 7-8. Monat integriert sein. Auch er ist für die phonologische Integration wichtig.
Das limbische System
Es ist im mittleren Bereich des Gehirns lokalisiert und ist bei den Säugetieren vorhanden. Seine wichtigste Aufgabe ist die Steuerung der Emotionen.
Für unser Überleben ist das limbische System entscheidend
-es steuert und reguliert unser Innenleben
-es hat eine wichtige Rolle für die Beziehung der Individuen zu seiner Umgebung und erhält entsprechend Informationen vom Tastsinn, der Tiefensensibilität, dem Gleichgewichts-, Seh-, Geschmacks- und Geruchssinn.
-Durch den Vagusnerven erhält es Informationen der inneren Organe wie Magen, Herz usw.
-Hier wird Stress verarbeitet, Flucht und Fliehen
-es hat engen Kontakt zu unserer Gedankenwelt wie „Schmetterlinge im Bauch“
-es ist wichtig für die Gedächtnisbildung. Daher lernen wir besser, wenn wir emotional beteiligt sind.
Bleibt der Mororeflex erhalten drückt sich diese Spannung auch im Körper aus durch ein angespannte Zwerchfell und Atemmuskeln und er Muskeln von Brust und Hals. Die Beugemuskeln werden kontrahiert und die Wadenmuskeln verkürzen sich. Nacken- und Rückenmuskeln sind verspannt. Wilhelm Reich prägte den Begriff „Muskelpanzer“.
Bei andauerndem Stress werden im Gehirn Enkephaline gebildet. Sie vermindern Schmerzen und erhöhen die Aktivität.
Persönliche Erfahrungen sind es, die uns als Individuen ausmachen, was wir sehen, hören und spüren.
Bis zum Alter von 3 Jahren sollte das reptilienhafte Gehirn im Großen und Ganzen vernetzt sein. Danach kann das Kind seine Individualität ausprägen. Es kommt in die Trotzphase.
Im Alter von 8-9 Jahren machen die Kinder einen weiteren Entwicklungsschritt in der Verknüpfung zum präfrontalen Kortex. Das logische Denken gewinnt auf Kosten des symbolischen, fantasievollen Denkens die Oberhand. Kinder werden fähig, sich die Zukunft vorzustellen und sich mit anderen zu vergleichen. Sie verstehen, dass ihre Eltern nicht alles bewerkstelligen können, erfahren ihre eigenen Grenzen und müssen viele ihrer Träume aufgeben.
Wenn die neuronalen Netze zwischen dem präfrontalen Kortex und dem limbischen System nicht genügend entwickelt wurde oder der präfrontale Kortex vom Kleinhirn oder den Basalganglein nicht genügend stimuliert wird, haben wir ein größeres Risiko von unseren Emotionen überwältigt zu werden, es kommt zu Ausbrüchen von Wut und Angst.
Die Kinesiologie, die Lehre der Bewegung, hat sich mit diesen Problemen intensiv beschäftigt. In Kirchzarten im Institut für angewandte Kinesiologie gibt es viele Kurse zu diesen Themen. Seit 30 Jahren werden dort führende Dozenten zu vielfältigen Themen eingeladen.
Im Verlag für angewandte Kinesiologie wurden viele der englischsprachigen Bücher übersetzt und angeboten. Aus diesem Angebot möchte ich zu dem obigen Thema einige empfehlen:
Bewegungen die heilen, Dr. Harald Blomberg
Greifen und BeGreifen, Sally Goddard Blythe
Bewegung-Das Tor zum Lernen, Carla Hannaford
Superfaktor Bewegung, Dr. John Ratey, Eric Hagermann
Brain Gym- Das Handbuch, Paul E. Dennison, Gail E. Dennison
Die rhythmischen Übungen zur Stimulation des Stamm- und Kleinhirns finden Sie im Buch von Dr. Blomberg
Übungen zur Reflexintegration können Sie unter Youtube finden
Information zum Schlafverhalten und Schreien beim Baby / kleinen Kind

Baby (Foto: gettyimages.com)
Schlafen will gelernt sein
Bei der Geburt ist das Schlafverhalten des Säuglings noch unausgereift. Tag- und Nachtrhythmus sind noch nicht ausgebildet und das Schlafbedürfnis ist sehr individuell. Dabei muss das Schlafverhalten des Kindes langsam an die Bedürfnisse der sozialen Umgebung angepasst werden. Weiterlesen
Schädelasymmetrie, Kiss-Syndrom

Baby (Foto: Fotolia.com)
Am Ende der Schwangerschaft werden die räumlichen Verhältnisse für den Embryo immer enger. Manche Kinder rutschen schon sehr früh ins kleine Becken oder die Mutter hat Anomalien, Verletzungen usw., die den kindlichen Kopf beengen können. Vielleicht sind es Zwillinge, die sich gegenseitig den Platz streitig machen. Auch eine heftige Geburt, eine ungünstige Geburtsposition wie der Sternengucker, der Einsatz einer Sauglocke und noch weitere Problematiken können den kindlichen Kopf beeinflussen und es kann hier zu Verschiebungen der Schädelplatten kommen. Weiterlesen
Was haben Stillprobleme mit der Entwicklung des Kiefers zu tun?
Stillbeschwerden, Verdauungsstörungen, Sprachfehler und Skoliose. Hinter diesen Dysfunktionen kann ein Übeltäter stecken: Der Kiefer.
Bereits bei einem kleinen Baby kann man Anzeichen für eine mögliche Problematik im Kieferbereich erkennen. Oft haben die Kleinen Probleme mit dem Trinken, sie werden hektisch, verschlucken sich und schreien – so kann das Stillen zum Stress ausarten. Weiterlesen