Das Zertifikat steht nach einer langen intensiven Ausbildung über die Funktion des Gehirns und seiner Zusammenarbeit mit den Organen. Viele dieser Erkenntnisse wurden erst in den letzten Jahren in den Neurowissenschaften erforscht. Ein Teil dieser Erkenntnisse waren aber schon länger Bestandteil der osteopathischen Arbeit. Das Äußere des Körper beeinflusst das Innere und umgekehrt. Es wird der Blick auf alle Systeme wie Nervensystem, Skelett, Blutsystem, Immunsystem, Hormonsystem, Psyche, Biochemie genommen und seine vielfältigen gegenseitigen Wirkweisen.
Ich möchte Sie gerne auf ein Projekt aufmerksam machen, das gerade im Aufbau ist.
Seit vielen Jahren habe ich an Fortbildungen Kinderosteopathie und Tiefencranio bei Norbert Neumann teil genommen. Er hat eine sehr tiefgreifende osteopathische Herangehensweise an schwierige Krankheitsbilder. Vom bayrischen Staat wurde er für seine Arbeit mit Down-Syndrom Kindern ausgezeichnet.
Mit diesem Projekt erfüllt er seinen Wunsch, sein großes Wissen weiter zu geben und die von ihm ausgebildeten Therapeuten mit einzubinden, um zum Wohle der betroffenen Familien mit ihren Kindern zu wirken. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit auch mit Professoren, soll die Wirksamkeit von Osteopathie darstellen. Dies ist nur in einem klinischen Kontext möglich.
Zu diesem Zweck gestaltet Bad Alexanderbad das Kurmittelhaus um, um Familien Unterkünfte zu bieten und Räumlichkeiten für die Therapie zu schaffen. Bad Alexanderbad liegt im Fichtelgebirge in einer schönen Natur und verfügt über mehrere Heilquellen. In den letzten Jahren wurde ein kleines attraktives Heilbad dem Kurmittelhaus angeschlossen.
Das
Neugeborenen bringt bereits reflexhafte Bewegungsmuster mit (1). In
diesen Mustern sind bereits die späteren Bewegungen erhalten, die
wir für die Fortbewegung benötigen wie Umdrehen, Kriechen usw.
Diese Grundbewegungsmuster sind die Grundlage für die komplexen
Bewegungen, die wir später lernen.
Diese
Grundmuster an Bewegung werden in der Kindheit vor allem im Kleinhirn
gespeichert. Das Kleinhirn lernt vor allem in der Kindheit. Ähnlich
wie der Thymus für das Immunsystem hört das Kleinhirn mit dem
„großen“ Lernen am Ende der Kindheit auf(2).
Das
Baby muss auch ein eigenes Körperbild aufbauen
(3).
Über Berührung, Ansprache und eigenes Tun bildet sich in den
Assoziationsfeldern des Temporalhirns ein Selbstbild. 80 % der
Informationen fließen Richtung Gehirn, nur 20 % fließen vom Gehirn
weg und erzeugen Efferenz. Das Kind muss sich bewegend selbst
erfahren. Die erlernten Bewegungsprogramme werden im Kleinhirn
gespeichert und bei unseren alltäglichen Tätigkeiten angesteuert.
Die Vielfalt an Rezeptoren in der Haut, den Gelenken, Hörsinn,
Sehen, Gleichgewicht, Körperhaltung usw. tragen dazu bei, dass im
Gehirn eine fein angepasste Bewegung und Anpassung an momentane
Situationen in und außerhalb unseres Körpers, statt finden kann.
Ein
ebenfalls sehr wichtiges System über das unsere Bewegungen gesteuert
werden sind die faszialen Systeme. Stecco und Mayers beschreiben,
dass ein Muskel nur über seine faszialen Einscheidungen wirksam sein
kann. Beide Autoren beschreiben und stellen auch in Präpationen dar,
dass es keine einzelnen Muskeln gibt, sondern Muskelschlingen, die
vom Kopf bis zu den Füßen und Händen reichen. Faszien besitzen
Rezeptoren und Schmerzfasern und können so auch Ursache für
Schmerzsyndrome wie Rückenschmerzen sein.
Faszien
sind Sinnesorgane. Ihre Kontinuität dient der Kraftübertragung. Die
Verbundenheit betrifft allerdings nicht nur Muskeln und Knochen,
sondern auch die inneren Organe, Arterien, Nerven, Hirn- und
Rückenmarkshäuten und die Haut. Gerade durch diese Verbundenheit
stellt dieses Netz für die Osteopathie einen wichtigen Ansatz zur
Behandlung dar.
1
Robby Sacher, Angeborene Fremdreflexe, Elsevier
2
Joachim Retzbach, Geist und
Gehirn 11/1017 S. 40-45, Kleines Hirn ganz groß
3
Christian
Wolf, Geist und Gehirn
7/2018 S. 43-47 , Die Verkörperung des Geistes
4
Jakob Bellmund und Christian Doeller,
Geist und Gehirn 11/2019 S.
12-19, Gedankenräume im Kopf
5
Luigi und Antonio Stecco, Odnova-Med, Fasziale Manipulation
6
Thomas Mayers, Urban und Fischer, Anatomy Trains
7
Klaas Stechmann, Faszien Selbst behandeln, KVM Medizinverlag
Wie
steuert uns das vegitative Nervensystem. Seit dem Altertum, durch die
Forschungen von Galen wurde gelehrt, dass wir 2 Systeme haben, den
Sympaticus, der für Kampf und Flucht steht und mit Stress verbunden
ist und der Vagus,unser Ruhenerv, der unter anderem unseren
Verdauungstrakt steuert. Beide Systeme stehen sich gegenüber, der
Sympaticus bringt uns in Aktivität und der Vagus entspannt uns und
sorgt daher für Verdauung und Erholung. Beide sollten sich
abwechseln.
Stephen Porges stellte 1994 das Polyvagale System vor. Durch seine Forschungen stellte er fest, dass es 3 Systeme gibt. Den hinteren Vagus , das ältere System,das den Verdauungstrakt versorgt, aber auch für das Abschalten bei großer Gefahr verantwortlich ist. Er kann zu einer Immobilisierung führen. Das kann ohne oder mit Angst passieren. Der Winterschlaf bei Säugetieren ist ein Beispiel für Immoblisierung ohne Angst. Bei einer Aktivierung des hinteren Vagusastes kommt es zu einer Minderdurchblutung des Stirnhirnbereichs, wo unser bewußtes Denken liegt.
Dann der Sympaticus, der für Kampf oder Flucht steht. Er wird in Stresssituationen mobilisiert und ermöglicht uns zu verteidigen. Diese Mobilisierung ist lebensnotwendig, sollte aber nach der belastenden Situation zurück gefahren werden. Es hat auch eine positive Seite, die uns befähigt aktiv und entschlossen ein Problem zu bewältigen.
Der vordere Vagus ist entwicklungsgeschichtlich das neueste System.Es hat einen eigenen Ursprung im Stammhirn, wo es eine Verbindung mit weiteren Hirnnerven eingeht, wie den Trigeminus (Sensibilität des Kopfes), den Fascialisnerven für die Motorik der Gesichtsmuskeln, den Acessorius, der die Nackenmuskeln innerviert, den Glossopharyngeus und Hyoglossus, die für den Schluckakt verantwortlich sind und Nervengeflechte im Halsbereich innervieren, die das Herz und die Lungen mit steuern. Diese Nerven machen uns zu einem sozialen Wesen, das sich über die Stimme, seine Mimik und Zugewandtheit ausdrückt. Mit dem vorderen Ast arbeitet auch die Eigenwahrnehmung des Körpers zusammen. Die vielfältigen Informationen aus dem Körper und der Umgebung befähigen uns adäquat auf die Reize der Umwelt zu reagieren.
Der
vordere Vagusast steht in seiner Kompetenz über den beiden anderen
und seine Aktivierung holt uns in einen physiolgischen Zustand
zurück. Eine Störung dieser 3 Systeme kann viele schulmedizinische
Namen haben. So kann eine Aktivierung des vorderen Systems bei
vielen Erkrankungen eine hilfreiche Unterstützung bieten.
Was aktiviert diesen vorderen Vagus Ast?
Die Aktivierung des hinteren Vagussystems mit Abschalten, aber auch Dauerstress führen zu verspannter Muskulatur des Schultergürtels und des Nackens, der Gesichtsmuskulatur, des Zwerchfells, der Schlundmuskulatur, des Kappenmuskels. Genau hier kann durch eine Entspannung angesetzt werden. Hierfür bieten verschiedene Therapieformen wie die Osteopathie, das Rolfing, Qi Gong, Yoga usw. Ansätze der Behandlung.
Wichtig
dabei ist immer die Eigenwahrnehmung und die Atmung.
In
die Therapie sollte immer auch die Zusammenarbeit der Sinnesorgane
fließen wie Sehen, Hören und die Gesamtkörperkoordination. Diese
Funktion wird vor allem im Bereich der oberen Halswirbelsäule
organisiert.
Eine einfache Grundübung:
Legen
Sie sich auf den Rücken. Falten Sie Ihre Hände und legen diese
unter den Kopf, dass die Damen die Schädelkante berühren. Dort
liegt der N. acessorius. Halten Sie den Kopf in der Mitte. Wenden Sie
langsam die Augen nach rechts außen und verharrenSie dort etwas.
Wenden Sie die Augen wieder zur Mitte und machen das Gleiche nach
links. Sie werden merken, dass dies oft gar nicht so einfach ist. Er
öffnet ihr Wahrnehmungsvermögen.
4
Füßler Stand
Machen Sie die Katze, schwenken Sie den Po nach rechts und links. Drehen Sie den Kopf in der neutralen Position ganz nach rechts, verharren und dann über die Mitte ganz nach links und gehen wieder zurück in die Mitte.
Literatur: Stanley Rosenberg, Vagus, Der Selbstheilungsnerv, VAK
Die Forschergruppe um Galateja Jordakieva von der Universität Wien haben fest gestellt, dass die Magensäureblocker nicht ganz unproblematisch sind. Bei längerem Gebrauch können sie vor allem bei Frauen zu Allergien führen. Sie werden gerne in Kombination mit Schmerzmitteln gegeben. Wir brauchen die Magensäure um Eiweiße gut aufspalten zu können. Nur so werden die Eiweiße in Aminosäuren aufgespalten, die auf der Blutseite nicht als fremd erkannt werden.
Im
Embryo bildet sich das Darmrohr, das an das Gehirn anschließt. Aus
den Kiemenbögen entsteht das Gesicht und der Schlund. Aus diesem
Rohr bilden sich dem Blumenkohl ähnliche Bläschen, die sich zu den
Lungen und unterhalb des Zwerchfells zum Pankreas ausbilden.
Dazwischen sackt sich die Röhre aus und wird zum Magen.
Im
oberen Bereich liegen die Speiseröhre und die Luftröhre in einer
gemeinsamen Halbröhre. In der Mitte des Halses haben Sie Kontakt mit
dem Schildknorpel und der Stimmritze und im Bereich des
Brustkorbeingangs mit dem Schlüsselbein und der ersten Rippe
beidseits. Wenn es hier bereits zu Spannungen im skelettalen und
muskulösen Bereich kommt, wird dieser Zug an die Speiseröhre weiter
gegeben. Begleitet wird die Speiseröhre von den beiden Vagusnerven,
die ebenfalls eingeengt werden können.
Hier
kann die Osteopathie mit faszialen Techniken den Bereih des
Mundbodens, der Halsfaszien lösen. Manuelle Gelenktechniken können
die Beweglichkeit der Hals- und Brustwirbelsäule und der Rippen
verbessern. Ebenfalls hilfreich ist den gesamten Mundraum mit Kiefer,
Zunge und Nasenraum zu behandeln. Im Bereich der Kopfgelenke hat der
Vagus seinen Ursprung. Ein Lösen der Kopfgelenke und der kurzen
Nackenmuskeln verbessert hier die Funktion des Nerven. Zwischen dem 3
und 4. Halswirbel verlässt der Nervus phrenicus die Wirbelsäule.
Die oben genannten Techniken verbessern seine Funktion als Nerv, der
das Zwerchfell versorgt und sich dann an den nervösen Geflechten des
Darmes beteiligt.
Eine
weitere Problemstelle ist der Durchtritt der Speiseröhre durch das
Zwerchfell. Besteht hier zu viel Spannung, weil das Zwerchfell und
die unteren Rippen zu wenig Beweglichkeit haben, kann die
peristaltische Welle der Speiseröhre den Mageneingang nicht richtig
öffnen. Dieser bleibt eventuell dann immer etwas offen und die
Salzsäuregase können kopfwärts austreten und hier den Atemtrakt
irritieren. Dies kann zu Allergien und Überempfindlichkeiten des
Nasenraums führen.
Menschen
mit einem langen schmalen Brustkorb besitzen,haben gerne im Bereich
des Zwerchfells Probleme, da sie hier nicht sehr mobil sind. Dies
kann sich bei Ihnen auf die Organe des Oberbauch auswirken. In der
chinesischen Medizin spricht man dann von einem schwachen
Verdauungsfeuer.
In
diesem Bereich kann die Osteopathie die Funktion des Zwerchfells
verbessern. Über viszerale Techniken kann Einfluss auf die
Oberbauchorgane genommen werden. Es ist ebenfalls sehr hilfreich, den
venösen Rückfluss aus dem Bauchbereich zur Leber hin und durch die
Zwerchfellschenkel zu unterstützen.
Der
Magen mag keinen Zug auf seine Wände. Wenn die Speise in den
Magenraum eintritt, findet ein Zug statt. Dies aktiviert die
Salzsäurebildung und die Bildung von Verdauungsenzymen. Sollte der
Magen zu seinen Nachbarn zu stark fixiert sein, kann dies aber auch
ohne Nahrungsaufnahme statt finden und stört dann den Magen.
Sollte
im Dünndarmbereich Stagnation herrschen, macht hier ein Lösen der
Schichten und des großen Bauchfells Sinn, um die Spannungen auf den
Magen zu nehmen, der diesem Bereich aufliegt.
Die
Fortsetzung des Magens ist der Zwölffingerdarm, der sich eng um die
Bauchspeicheldrüse schlingt. Zwischen Magen und Bauchspeicheldrüse
und Zwölffingerdarm gibt es eine Verschiebeschicht. Hier ist eine
Gleitfähigkeit erforderlich. Es ist der „Mittelpunkt“ des
Körpers. Hier liegt auch das Sonnengeflecht, das den Darmbereich
steuert. Zwischen der inneren Magenkurve und der Leber liegt das
kleine Bauchfell. Hier sind die zuführenden Venen aus dem
Dünndarmbereich zur Leber und es müden hier die Gallengänge und
die Bauchspeicheldrüsengänge in den Dünndarm. In diesem Bereich
liegen oft Verspannungen.
Hier
gilt es vor allem den knöchernen und muskulären Übergang zwischen
Lenden und Brustwirbelsäule zu lösen. Effektiv sind hier
Seitneigungs- und Rotationsmobilisation, wie man sie auch im Yoga
kennt. Hilfreich sind hier auch , die viszeralen Techniken für
Leber, kleines Bauchfell, dem Gallengang und dem Magen. Sollte der
Magen zu hoch stehen, kann dieser nach unten mobilisiert werden um
Hernien vorzubeugen.
Immer
auch wichtig ist den Patienten in seinen Heilungsprozess einzubinden.
Über Eigenmobilisationen kann er die obigen Bereiche positiv
beeinflussen.
Wichtig
ist auch eine Ernährungsanpassung an das Magenproblem. Zur Verdauung
der Eiweiße erfordert es Salzsäure. Daher sollten tierische Eiweiße
reduziert werden. Obst sollten wir eher am Morgen essen, da es hier
gut verdaut werden kann. Nicht zu viel Rohes und vor allem nicht am
Abend, da dies dann oft unverdaut im Darmtrakt bleibt und hier zu
Fuselgasen führt. Bitterstoffe, ob als Tee, Frischpresssaft oder
Tinktur unterstützen die Funktion von Leber, Magen und der
Bauchspeicheldrüse.
Mit
einer solchen Herangehensweise kann die Region des Magens unterstützt
werden.
Im Mutterleib hat der Embryo kaum die Möglichkeit Sehen zu schulen. Daher ist der Sehsinn der Sinn, der bei der Geburt am wenigsten entwickelt ist. Das Neugeborene sieht unscharf und am besten im Stillabstand, das sind 30 bis 40 cm Abstand. Es hat noch Doppelbilder. Die Merkmale eines Gesichtes kann es erkennen. Das ist für das Überleben eines Neugeborenen wichtig. Das Stillen oder Füttern hilft dem Kleinen mit den Augen in der Mittellinie zu fixieren. So lernt es dann mit 3 Monaten, wenn sich die Grundreflexe abbauen, Gegenstände willkürlich in der Mittellinie zu greifen und diese zum Mund zu führen. Alles was das Kind lernt wird in somatischen Körperkarten gespeichert. Im Gehirn gibt es große Areale, wo all die Informationen, die aus dem Körper kommen gespeichert werden. Diese Areale liegen im Gehirn um das motorischen Feld herum und sind die Grundlage, auf der Willkürmotorik basiert. Auch das Sehen hat im Bereich des Hinterkopfes seine Areale, wo die ganz verschiedenen Funktionen des Sehens gespeichert werden.
Im Bereich des Stammhirns liegt die 4 Hügelplatte. Die oberen Hügel steuern das Sehen, die unteren das Hören. Die Kopfgelenke sind ein Sinnesorgan. Die Informationen aus dem gesamten Körperbereich, dem Sehen und dem Hören müssen hier koordiniert werden, damit wir eine räumliche Wahrnehmung entwickeln.
Das räumliche Sehen entwickelt sich erst, wenn das Kind sich selbst fortbewegt. Es muss mit dem Körper den Raum erfahren, damit das Sehen dreidimensional wird. Das ist etwa mit 9 Monaten.
Bereits in den Grundreflexen wie der symmetrisch tonische Nackenreflex und der asymmetrisch tonische Nackenreflex sind die Muster, auf denen später unsere komplizierte Motorik aufbaut, enthalten. Am Anfang geht das Kind in Streckung wenn der Kopf in Streckung geht und umgekehrt. Das ist kein erhöhter Tonus und lässt sich beheben, wenn der Körper des Kleinen wieder in eine Beugung gebracht wird.
Ab dem 3. Lebensmonat circa beginnt die Willkürmotorik. Ein Bewegungsstein baut auf den anderen auf und es bilden sich immer mehr und kompliziertere Bewegungsmuster, wie Drehen, Robben, Krabbeln usw. Die großen Muskelketten, die uns steuern sind in diesen Mustern angelegt. Diese Ketten verlaufen diagonal und kreuzen von vorne nach hinten und umgekehrt. Sie reichen vom Kopf bis in die Arme und Beine. Einige der Muskelketten entsprechen den Meridianverläufen der chinesischen Medizin.
Das Kleinhirn lernt in der Kindheit am meisten und wird hier geprägt. Ähnlich wie beim Thymus stellt das Kleinhirn das Lernen nach der Pubertät weitestgehend ein. Daher muss das Kind sich bewegen, damit es hier einen großen Erfahrungsschatz sammelt, auf dem es im Erwachsenenalter zurückgreifen kann. Heute kann dies in fMRT Aufnahmen sichtbar gemacht werden. Unser Gehirn funktioniert in Schleifen. Verschiedene Areale arbeiten für bestimmte Funktionen zusammen. Hier wird dann auch immer das Kleinhirn angefragt. Bis zum 7. Lebensjahr muss das Kind seine Motorik stabil aufbauen für die höheren Funktionen, die in der Schule und später folgen werden.
Beim Sehen werden 2 Systeme unterschieden, das Sehen von Licht und die Koordination der Augenbeweglichkeit (Optometrie). Die motorische Koordination der Augen ist mit der gesamten Körpermotorik verbunden. Wenn ein Auge weniger beweglich ist, dann hat dies für die gesamte Haltung Konsequenzen. Dies kann man besonders gut beobachten, bei Menschen, die nur ein Auge haben. Dies hat für die räumliche Orientierung Konsequenzen, aber auch für Lesen, Rechnen und Schreiben.
Wenn
wir etwas vergessen haben, schließen wir die Augen und blicken nach
oben. Erinnerungen sind teilweise an Augenbewegungen gebunden. Dies
nutzt man z.B. im Brain Gym um Stress beim Lernen abzubauen, indem
man das Lernende an eine Augenbewegung ankert.
Aus
dem Sprachgebrauch kennen wir aber auch noch weitere Formulierungen
wie weitsichtig im Sinn von umsichtig, wenn wir das gesamte Spektrum
(180 Grad) des Sehens nutzen.
Zeigt ein Baby eine Schädelasymmetrie auf, sollte diese unbedingt korrigiert werden. Wenn sich die Körperketten asymmetrisch entwickeln hat dies auf unsere wahrnehmende Sinne wie Sehen und Hören auch eine Auswirkung. Selbst wenn sich beim Baby die Asymmetrie ausgleicht muss diese im Laufe der Entwicklung kontrolliert werden. Bei Entwicklungsschüben können alte Muster wieder auftauchen. Wenn im Bereich der hinteren Schädelnähte , wo die Sehzentren liegen, Spannungen bestehen, kann dies zu Schielen führen.
Wenn
der Zahnwechsel beginnt, muss sich der Oberkiefer weiten, damit er
für die bleibenden Zähne genügend Platz bietet. Das Mittelgesicht
wächst bis zum Ende der Zahnung noch einmal um ein Drittel. Wenn
sich hier eine Seite des Schädels weniger nach seitlich entwickelt,
ist dies für den Kieferorthopäden ein Kreuzbiss. Die Höcker der
Backenzähne treffen nicht außen auf die der unteren Backenzähne.
Auf der Seite des Kreuzbisses ist auch das Auge betroffen und meist
weniger mobil.
Während
der Pubertät entwickelt sich vor allem der Stirnhirnbereich, wo
unser soziales Bewusstsein verankert ist. Dies entwickelt sich stark
über die Dopaminschaltungen. Am Ende steht die Reifung dieses
Bereiches, der uns dann erwachsen macht. Häufig bestehen in der
Pubertät hier auch Spannungen im Augenbereich, was uns dann
„engstirnig“ macht. Eine Entspannung hier tut auch dem
Jugendlichen gut um wieder umsichtiger zu werden.
Von Februar bis April habe ich an der osteopathischen Säuglingsstudie teilgenommen. In diesem Zeitraum wurden alle neuen Säuglinge, die den Einschlusskriterien entsprachen und deren Eltern einwilligten in der Studie aufgenommen. Die Ergebnisse der Studie habe ich als Beitrag im Blog veröffentlicht.
Das Reizdarmsyndrom (RDS), auch Colon irritabile oder Irritable Bowel Syndrom (IBS) genannt, gehört mit einer Häufigkeit von 10–15% zu den meist vorkommenden Erkrankungen des Verdauungstrakts.
Definition der Kriterien
Drei Kriterien hat man für das RDS definiert:
länger als 3 Monate bestehende chronische Darmbeschwerden (zum Beispiel Bauchschmerzen und Blähungen), die mit einer Stuhlveränderung einhergehen
Die Beschwerden sind so stark, dass der Patient einen Arzt aufsucht und sich in seiner Lebensqualität beeinträchtigt fühlt.
Es liegen keine anderen für die Symptomatik verantwortlichen Erkrankungen vor.
Bei Kleinkindern und Kindern werden noch speziellere Kriterien herangezogen, da die Anamnese bei ihnen teilweise schwer zu erfragen ist. Von einem RDS geht man bei ihnen aus, wenn Schmerzen oder Unbehagen im Abdominalbereich für mindestens 3 Tage pro Monat in Assoziation mit mindestens 2–3 der folgenden Faktoren auftreten:
■ Besserung der Beschwerden nach dem Stuhlgang
Individuelle Ausprägung der Symptome RDS-Patienten haben häufig viele verschiedene Symptome. Je nach Hauptsymptomatik wird die Erkrankung in verschiedene Formen unterteilt:
■ Diarrhödominantes RDS (ca. ein Drittel der Fälle)
■ Obstipation-dominantes RDS (ca. ein Drittel der Fälle)
■ gemischtes RDS (Diarrhö und Obstipation im Wechsel)
■ Schmerz- / Meteorismus-dominantes RDS
Typische gastrointestinale Symptome des RDS sind:
■ intermittierende, krampfartige Bauchschmerzen wechselnder Intensität
■ Stuhlunregelmäßigkeiten (Diarrhö,Obstipation)
■ Blähungen
■ Völlegefühl
■ Nahrungsmittelunverträglichkeiten
■ Schleim im und auf dem Stuhl Daneben berichten Patienten häufig auch über verschiedene Beschwerden, die nicht auf den Verdauungstrakt bezogen sind:
■ Kopfschmerzen und Migräne
■ Rücken- und Gelenkschmerzen
■ Müdigkeit und Leistungsschwäche
■ Schlafstörungen
■ Menstruationsbeschwerden
■ Angststörung, Depression
Häufigkeit und Intensität der Symptomatik variieren von Patient zu Patient. Sie können durch Umwelteinflüsse wie Reisen, Stress, belastende Lebenssituationen und Ernährungsveränderungen verstärkt werden.
Osteopathisch findet man bei Betroffenen oft viszerale, fasziale und parietale Dysfunktionen, die einen Zusammenhang mit einigen der typischen RDS-Beschwerden wie Rücken- und Kopfschmerzen verdeutlichen.
Diskutierte Auslöser
Die Ursachen des RDS können bis heute nicht umfassend erklärt werden. Man vermutet ein multifaktorielles Zusammenspiel von physiologischen (zum Beispiel eine gestörte Darmmotilität) und psychosozialen Ursachen sowie Umweltfaktoren.
In einigen Studien trat das RDS häufiger nach einer vorangegangenen Gastroenteritis auf, insbesondere nach einer Clostridieninfektion in der Folge einer Antibiotikaeinnahme. Das Vorkommen eines RDS 3–24 Monate nach Infektion betrug nach einer Studie von Spiller et al. zwischen 3,7 % und 36 %. Damit erhöht sich das Risiko für ein RDS nach bakterieller Enteritis um das 8- bis 15-Fache.
Mikrobiom und Darmpermeabilität
In den letzten Jahren wurde eine Veränderung der Darmflora beziehungsweise des Mikrobioms als Ursache oder Folge des RDS diskutiert.
Das Mikrobiom verändert sich insbesondere nach bakterieller Darminfektion oder Antibiotikagabe und kann zu enteralen Entzündungsprozessen und zu einer veränderten Darmpermeabilität führen. Es wird vermutet, dass dem RDS eine intestinale Barrierestörung zugrunde liegt. Die Darmpermeabilität kann auch etwa durch psychischen Stress, Medikamente, Alkohol, Nikotin oder Allergene empfindlich gestört werden. Als Folge des Barrieredefekts in der Darmmukosa (Leaky Gut) können Inhaltsstoffe, vor allem pathogene Mikroorganismen und Antigene, aus dem Lumen in die Darmwand hineindiffundieren. Das führt dort unter anderem zur Mastzell- und Immunaktivierung. Es werden Interleukine und andere Botenstoffe wie Histamin freigesetzt und beeinflussen die Zusammensetzung und Konzentration der Neurotransmitter des enterischen (Darm-)Nervensystems. Diese Barrierestörung wird nicht nur als Auslöser des RDS diskutiert, sondern auch zum Beispiel mit Allergien, Unverträglichkeiten und Autoimmuner- krankungen in Verbindung gebracht.
Neuronale Prozesse und Psyche
Bei einem RDS sind jedoch nicht nur die gastrointestinale Motilität, Permeabilität und Sekretion gestört, sondern auch zentrale sensorische Prozesse und die viszerale Sensibilität unter Einfluss einer Veränderung des Mikrobioms .
Bei einigen RDS-Patienten finden sich genetische Veränderungen, die man auch bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nachgewiesen hat. Außerdem kann die Psyche die Verdauungsfunktion beeinflussen und spielt so direkt oder indirekt eine Rolle bei der Ausprägung der Symptome. Viele RDS-Patienten berichten über stärkere Symptome, wenn sie unter Stress stehen. Der Forschungszweig der Psychomikrobiotik beschäftigt sich mit möglichen Wechselwirkungen zwischen Darmzustand und psychischen
Osteopathisch unterstützen
Einige Studien und Untersuchungen haben ergeben, dass eine osteopathische Behandlung bei RDS insbesondere Bauchschmerzen lindern und weitere funktionelle Beschwerden verbessern kann. 2012 zeigte Florance et al. in einer Pilotstudie , dass eine viszerale Behandlung im Vergleich zu einer Massagetherapie deutlich positivere Effekte auf subjektive Parameter wie die Lebensqualität und die Schwere der RDS-Symptomatik hatte. 2014 veröffentliche Müller et al. ein systematisches Review fünf verschiedener Studien über die Auswirkungen von osteopathisch manipulativen Therapien auf die Symptome bei RDS. Darin konnten sie einen signifikant positiven Effekt auf Bauchschmerzen oder funktionelle Beschwerden im Vergleich zu Scheinbehandlung oder Standardtherapie verdeutlichen. Ein Review (Übersicht) von Krüger zu vier anderen Studien zur osteopathischen Behandlung bei RDS kam zu ähnlichen Ergebnissen. Die osteopathischen Behandlungen mittels lokalen viszeralen Mobilisationstechniken und der Behandlung des Vegetativums erzielten positive und mehrheitlich signifikante kurz- und mittelfristige Effekte auf Lebensqualität, abdominale Schmerzen und zum Teil auf weitere reizdarmspezifische Krankheitssymptome.
Diese Studien zeigen, dass eine osteopathische Behandlung als Begleittherapie zur schulmedizinischen Herangehensweise sinnvoll ist.
Seit Januar 2018 bin ich nun als Therapeutin in der Osteopathiepraxis am Killesberg tätig. Dies möchte ich zum Anlass nehmen, mich über meinen Lebenslauf hinaus vorzustellen.
Nach meiner Schulzeit an einem Sportgymnasium und einer Kindheit und Jugend als aktive Turnerin lag es für mich nahe, nach dem Abitur ein Studium der Sportwissenschaft aufzunehmen.
Im Studium an der Universität Tübingen mit dem Profil Gesundheitsförderung wurden mir dann die biologischen und medizinischen Grundlagen von Gesundheit und Krankheit im Zusammenhang mit Bewegung und Sport vermittelt. In Praxisseminaren wie ‘Sport nach Krebs‘, Hüft- und Herzsport konnte ich parallel zum wissenschaftlichen Studium viel Erfahrungen mit ganz unterschiedlichen Patientengruppen und deren Krankheitsbildern sammeln. Zusätzlich arbeitete ich als Übungsleiterin sowohl im Senioren-, wie im Kinder- und Jugendsport. Auch ein Auslandspraktikum in Auckland, Neuseeland in einem Reittherapiezentrum für Kinder mit Autismus entwickelte mein Interesse an Gesundheitsförderung und Therapie weiter.
So war für mich klar, dass ich über meinen Bachelorabschluss in Tübingen 2013 hinaus noch weiter in den therapeutischen Bereich gehen wollte und schrieb mich für ein Studium an der Osteopathie Schule Deutschland (OSD) in Berlin ein.
Der ganzheitliche Ansatz der Osteopathie erschien mir als die konsequente Fortführung meines bisherigen Weges, der Beschäftigung mit Bewegung und Körper, um den komplexen Krankheitsbildern der heutigen Gesellschaft zu begegnen. In meinen vier Jahren an der Osteopathie Schule in Berlin erwarb ich tatsächlich ein viel tiefer gehenderes Verständnis von Struktur und Funktion des menschlichen Körpers.
Dieses Wissen dient mir nun in der Praxis als Grundlage, um den Ursprung von Beschwerden zu erkennen und gleichzeitig mit speziellen osteopathischen Techniken zu behandeln. Es ist spannend, die Wechselwirkung verschiedener Bereiche des Körpers zu verstehen und bei jedem Patienten wieder neu zu entdecken. Warum ist es manchmal notwendig das Kiefergelenk zu behandeln, um Schmerzen am Knie zu lindern? Solche faszinierenden Zusammenhänge lassen sich mit Hilfe der Osteopathie begreifen.
Osteopathie kennt keine Fachgebiete oder Patientengruppen. Dennoch habe ich über das Thema meiner Abschlussarbeit spezielles Interesse für den Bereich der Frauenheilkunde entwickelt.
Auch die Betreuung von Jugendlichen und Erwachsenen mit sportlichem Background hat für mich auf Grund meines persönlichen Werdegangs einen besonderen Stellenwert.
Es macht mir nun große Freude, als Mitarbeiterin der Osteopathiepraxis am Killesberg, die Patienten auf dem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität zu begleiten.
Dennoch möchte ich Sie aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaften aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Die Anwendungsgebiete beruhen auf Erkenntnissen und Erfahrungen in der hier vorgestellten Therapieeinrichtung osteopathischer Therapie.
Für den Bereich der Wirbelsäule, z.B. beim chronischen Schmerz – Syndrom der Wirbelsäule, geht die Bundesärztekammer in der Regel von einer Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen aus. Im übrigen gibt es bislang keine Studien, die in wissenschaftlicher Hinsicht die Wirkweisen der osteopathischen Therapie bei den genannten Krankheitsbildern nachweisen.
Seit 2001 arbeite ich als fertig ausgebildete Osteopathin in eigener Praxis. Meine Abschlussarbeit habe ich über die Kieferorthopädie geschrieben. Die Arbeit mit Kindern hat mich auch als Physiotherapeutin bereits interessiert. Die Osteopathie hat einen erweiterten Blick auf den Menschen und betrachtet viel mehr die ganzheitlichen Zusammenhänge . Wenn man mit Säuglingen arbeitet, erkennt man die Problematiken, die bei den ganz Kleinen schon beginnen und kann verfolgen, zu welchen späteren Problemen dies im Erwachsenenalter führen kann. Da man am Lebensanfang viel effektiver unterstützen kann, ist es mein Anliegen mit einzelnen Beiträgen in diesem Blog junge Eltern zu informieren, damit eine osteopathische Behandlung die größten Chancen für eine gute Entwicklung des Kindes bieten kann.
Natürlich möchten wir Sie auch zu anderen interessanten Theme informieren.