Der Schädeleingang, das Nadelöhr im Körper

Funktionsbereiche des menschlichen Gehirns

Funktionsbereiche des menschlichen Gehirns (Foto: Fotolia.com)

Der Schädeleingang, das Nadelöhr im Körper
Dieser Bereich heißt auch der magische Zentimeter. In keiner anderen Region des Körpers wird so viel organisiert. Eine Behandlung dieser Region hat auf viele Systeme des Körpers Einfluss.

Blutsystem
Auf der Höhe des oberen Brustbeins und den Schlüsselbeinen gibt das Herz große Gefäße ab und nimmt auch welche auf. Hier entstehen die großen Arterien Richtung Schädel, die in den Hüllen der Halsfaszien eingebettet sind. Da das Herz das Blut mit einer hohen Druckwelle abgibt, muss der Fluss verlangsamt werden. Diese Funktion heißt Windkesselfunktion. Dazu müssen die Gewebe im Halsbereich elastisch genug sein. Eine weitere Drosselung der Pulsamplitude findet für die Vertebralisarterie im Bereich des Atlasbogens und für die Carotisarterie im Bereich des Felsenbeins beim Innenohr statt. Dies ist jeweils wie ein Art Siphon, damit danach das Blut auf den Hirnschleifen für eine bessere Sättigung des Nervengewebes langsamer fließt. Durch den Bereich des Mundbodens, der über die Muskulatur zum Zungenbein hin straff gespannt ist und über eine zu starke Spannung des Kopfwenders können die Gleitlager der beiden großen Arterien und auch ihrer Nebenäste gestört sein.

Dieses Gebiet ist besonders bei Neugeborenen ob Kaiserschnitt oder natürliche Geburt sehr fragil. Wird der Unterkiefer zu stark nach hinten verschoben, kommt es hier zu Fehlspannungen und eventuell zur Minderdurchblutung des Gehirns. Das Thema taucht aber auch bei älteren Menschen auf, wenn sich die Halswirbelsäule immer mehr einschränkt eventuell aufgrund eines Buckels der Brustwirbelsäule, durch fehlende Aufrichtung bei Hüftproblemen oder noch anderer Ursachen.

Faszien
Man kann nicht von einer Faszie sprechen, da dieses Gesamttuch aus vielen Ebenen und auch Schichten besteht. Jeder Muskel, jede Muskelgruppe, die Nervenstrukturen, die Gefäße sind jeweils eingescheidet. Daher möchte ich mich auf ein paar wichtige Anteile beziehen. Auf dem Schädel ist die Kopfschwarte, die sich nach unten bis zu den Füßen fortsetzt und nach vorne bis zu den Augen.

An der Innenseite im Bereich der Nähte sitzen die Falxen, in deren oberen Öffnungen im Bereich des Schädeldachs das venöse Blut zusammenfließt. Im Bereich der Schädelnähte sind kleine Venen, die zum Austausch mit den inneren Flüssigkeitsräumen oberhalb des Gehirns dienen. Dies ist wichtig für den Erhalt konstanter Druck- und Temperaturverhältnisse im Gehirn.
Die Falxen trennen rechte und linkes Groß- und Kleinhirn.Im Bereich der Schädelnähte sind kleine Venen, die zum Austausch mit den inneren Flüssigkeitsräumen oberhalb des Gehirns dienen. Am Hinterkopf hat das äußere und innere System Kontakt. Die kleinen Kopfbewegungen sind wie ein Pivotpunkt, an dem durch wechselseitigen Zug und Druck Liquor, Lymphe und venöses Blut gepumpt wird.Verspannungen in diesem Bereich können zu Schmerzproblematiken wie Kopfschmerzen und Stauungen führen.

Auch die Augenhöhle und der Sehnerv werden von der Hirnhaut umgeben. Fehlspannungen können sich somit auf das visuelle System auswirken. Ebenso haben die verschiedenen Hirnzentren fasziale Umhüllungen, die von Hirnflüssigkeit und Lymphe umflossen sind.

Die vorderen Bedeckungen der Wirbelsäule (zentrale Sehne) gehen über den Halsbereich in die Mitte des Brustkorbs und haben hier mit Herz, Lunge und Zwerchfell Kontakt. Auf Höhe des Zwerchfells haben sie mit den Nieren, der Aorta, dem langen Hüftbeuger Kontakt. Sie gehen dann weiter nach unten bis zum Kreuzbein und Steiß. Beim Gehen schwingt hier der Oberkörper gegen den Beckenbereich. Diese Rotation ist essentiell für die Venen- und Lymphpumpe, die Nebennieren und die Atmung.

Nervensystem
Der Hirnstamm reicht bis zum 3. Halswirbel. Hier werden alle Grundfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Temperatur usw. gesteuert. Auf dem Hirnstamm liegen 4 Hügel, die das Hören und Sehen mit steuern und unsere frühesten Eindrücke speichern. Dieses Gebiet ist dann innerhalb des Schädels durch ein großes Wasserbett gepuffert, um das Gehirn bei Stößen zu schützen. Hier liegt aber auch der Abfluss der Hirnflüssigkeit der von hier aus nach unten das gesamte Rückenmark umspült. Im Bereich des Hirnstamms liegt der 4. Ventrikel, über den die Hirnflüssigkeit abfließt. Hier liegen die Hirnnervenkerne. Es ist auch der Bereich, wo ein Großteil der Botenstoffe des Gehirns, z.B. Dopamin, gebildet und dann an ihre Leitungsbahnen abgegeben werden.

Auch die motorischen Bahnen kreuzen hier. Die Nervenbahn, die motorisch den großen Zeh versorgt entsteht im Gehirn und endet erst am Zeh. Einengungen egal wo auf dem Gesamtweg stören die Motorik. Da das Gebiet jedoch noch viel mehr unsere Vitalität steuernde Funktionen enthält, sind eine gute Beweglichkeit, Durchblutung und Entstauung essentiell.

Mundbereich
Im Bereich des Zungenbeins liegt der Mundboden wie ein Tuch. Nach oben hin ist der beweglichere Teil der Zunge. Die gute Beweglichkeit der Zunge wirkt hier wie eine Pumpe auf das Lymphsystem, das reichhaltig im Gaumensegel, Nasenbereich, Nacken liegt. Der Parkplatz der Zunge ist flach im Oberkiefer. So sind die Kauflächen der Zähne nur beim Kauen in Kontakt und wir atmen damit natürlich durch die Nase. Dies belüftet die Nebenhöhlen und befeuchtet die Atemluft.

Wenn bei einem Baby der Kiefer zu weit hinten steht (Rückbiss) und es dadurch nicht die Zunge an den Oberkiefer bringt, kann es nicht effizient saugen. Es entsteht ein falsches Schluckmuster. Dies kann sich auf die Bildung des Mundbereiches auswirken. Der Gaumen bleibt zu schmal, die Nasenatmung wird behindert. Das Kind wird zum Mundatmer. Dadurch wird die Lymphe nicht richtig gepumpt, was zu Stauungen und Infekten führen kann. Die fehlende Mobilität in diesem Bereich schränkt auch die Sprachbildung ein, es könnte zum z.B. Lispeln kommen.

Ist der Mundbodenbereich eingeschränkt kommt es auch über den Rachen zu einer Einschränkung der oberen Kopfgelenke und Spannungen im Hinterkopfbereich, da der Schlund an der Schädelbasis ansetzt. Das Öffnen des Kiefers schränkt sich ein. Viele der Betroffenen können den Kiefer nicht weit genug öffnen und die Zunge frei bewegen um dabei die Halswirbelsäule in einer aufrechten Position zu halten.

Skelettsystem
Die freie Beweglichkeit der Kopfgelenke ist für die Orientierung im Raum notwendig. Die Kopfgelenke sind mit den Hirnarealen der optischen und akustischen Verarbeitung verschaltet. Asymmetrien im Bereich des Schädels wirken sich auf die gesamte Wirbelsäule aus. Hat das Baby eine Schädelasymmetrie, kann das später zu Skoliosen oder Fehlbissen führen.

Über das fasziale System ist der Schädel mit Kreuzbein und Steiß verbunden. Probleme im Schädelbereich beeinflussen das Becken und umgekehrt. Beim Baby z.B. bei Frühgeborenen ist der Kopf- und Beckenbereich zu fest. Ein Lösen der Strukturen hilft, dass sich die Hüften gut entwickeln und sich im Kopfbereich das Nervensystem auf- und damit auch die Grundreflexe gut abbauen. Dadurch wird der Aufbau der Willkürmotorik gewährleistet.

Zu wenig Beweglichkeit im Bereich des Mundbodens bei einem Baby führt auch dazu, dass sich die Spannung auf das Brustbein erhöht, dies dann im Wachstum gehemmt wird und sich z.B. eine Trichterbrust bildet.

Aufgrund längerer Spannungen auf den Schädelbereich aufgrund unterschiedlicher Ursachen z.B. Enge im Mutterleib, können die Schädelplatten des Babys bei Geburt zu fest sein. Hier muss vor allem der Schädeleingang mobilisiert werden.Wichtig sind vor allem die Falxen, damit es zu einem guten Flüssigkeitsaustausch von Lymphe, Liquor, arteriellen und vernösen Blut kommt. Nur so kann der Knochen gut versorgt werden und sich gut entwickeln.

Lymphe und Liquor
Der Liquor wird in den Hohlräumen des Schädels gebildet und umspült das gesamte Nervensystem und ernährt es. Im Bereich des Schädeleingangs verlässt er über das 4. Ventrikel den Schädel.

Neuere Forschungen haben nachgewiesen, dass es im Gehirn Lymphe gibt. Diese folgt den venösen Gefäßen. Die Lymphe ist für die Immunität wichtig und wird im Zusammenhang mit MS und Alzheimer diskutiert.

Organverbindungen
In die Halsfaszien eingebettet liegt die Schilddrüse, die großen Gefäße, die Speise- und Luftröhre. Nach unten hin setzen sich die Faszien in den Herzbeutel fort. Die Lungenbeutel gehen in die Halsfaszien über. Die chinesische Medizin kennt den Zusammenhang zwischen Schilddrüse und Herzbeutel. Über das Zwerchfell hat dieser Bereich Kontakt mit Leber, Milz und dem Magen. Eine Fehlspannung in Hals- und Mundbereich kann den Zug auf die Speiseröhre erhöhen, sodass es zu Irritationen im Durchtrittsbereich der Speiseröhre zum Zwerchfell kommt. Hier wird dann meist der Vagusnerv irritiert. Die Verspannungen können zu Sodbrennen führen. Das Sodbrennen reizt die Schleimhäute des Atemtraktes und macht diese empfindlicher für Allergien. Lungenprobleme können einen erhöhten Zug auf die Halsfaszien ausüben und im Halsbereich auf andere dort liegende Organe einen negativen Einfluss ausüben.

Polyvagale Theorie
Der Vagusnerv gehört zum Parasympatischen Nervensystem, das regenerierend in uns wirkt. Heute spricht man von einem vagalen System. Zu ihm gehört der ältere Anteil des Vagusnerven, der unser Eingeweidesystem unterhalb des Zwerchfells steuert.

Der vordere und neuere Anteil steuert unsere sozialen Kommunikationsmöglichkeiten. Im Bereich der Schädelbasis hat das Kerngebiet des vorderen Vagus Kontakt zu weiteren Hirnnervenkernen wie dem des Trigeminus, Facialis, der Schlucknerven, sowie zu motorischen Nerven, die die Muskulatur des Nackens steuern. So wird von diesem Anteil des Vagus alles inerviert, womit wir uns sozial verständigen: Sprache, Mimik, Atmung, Herz und Muskeln der Raumorientierung.
Bei einem Mangel an Aktivität leidet die soziale Kompetenz.

All diese Zusammenhänge zeigen, wie wichtig eine gute Mobilität und ein gutes Funktionieren in diesem Bereich sind.