Faszien, ein faszinierendes System

Nackenschmerzen

Nackenschmerzen (Foto: Fotolia.com)

In der letzten Zeit wurde von Seiten der Medien den Faszien immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt und die Wissenschaft erforscht dieses System immer weiter. In der Osteopathie und im Rolfing, deren Begründerin Ida Rolf war, wird den Faszien in der Behandlung eine große Bedeutung geschenkt.

Die Faszien sind das Netz des Körpers, das alles umhüllt und bis zur Zelle hin verbindet. Sie bestehen aus mehreren Schichten und umgeben Knochen, Muskeln, Organe, Gefäße, Nerven und das Gehirn in seinen Bestandteilen. Es ist ein sich ständig veränderndes System, das auf äußere und innere Reize reagiert und sich anpasst. An den mikrofeinen Fasern der Faszien fließt Wasser, daher ist dessen Zu- und Abfluss ( Ein- und Abbau) wesentlich für die Qualität des Netzes.

Die äußeren Hüllen formen unseren Körper. Die Muskeln sind umhüllt von diesem System und verbinden sich als muskuläre Ketten vom Kopf bis zum Fuß. Sie bilden eine Kontinuität und ermöglichen so unsere komplizierten Bewegungsmuster. Das Wissen um diese Ketten war schon immer Bestandteil von Yoga und Qi Gong. Beide Bewegungsformen üben die Beweglichkeit dieser myofaszialen Ketten und halten die Faszien „flüssig“ um so eine bessere Beweglichkeit der Gelenke zu ermöglichen und einen besseren Lymphfluss zwischen den verschiedenen Schichten des Systems zu erreichen.

Die inneren Hüllen des faszialen Systems umgeben die Organe wie die Lunge und Darm z.B. Auch im Bereich des Schädels umgeben die Faszien die äußeren und inneren Strukturen. Sie geben den sonst weichen Strukturen Form und Halt. Zwischen den verschiedenen Faszienschichten bilden sich Röhren, in denen die Nerven und Gefäße liegen. Durch Fehlspannungen,Verklebungen und Bewegungseinschränkungen können Gelenke eingeengt und der Durchfluss in den Kanälen gestört werden, was zu Ernährungsstörungen führen kann wie z.B. eine Ischialgie (siehe Beitrag Rückenschmerzen). Im Gehirn muss die Hirnflüssigkeit, im Bauchraum die Lymphe die Organe umspülen, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.

Faszien sind ein flüssiges Netz. Wenn ihnen Wasser fehlt, dann „trocknen“ die Hüllen aus und die Knochen, Gelenke, Organe, das Gehirn werden nicht mehr genügend versorgt. So können sich dann Krankheiten wie Arthrose, Spinalkanalverengung, Karpaltunnelsyndrom usw. bilden.

Ziel der Osteopathie ist es, das Gleiten der verschiedenen Schichten des faszialen Systems auf allen Ebenen wieder herzustellen und damit auch einen guten Zu- und Abfluss im gesamten Blut-, Nerven- und Lymphsystem zu ermöglichen. Still, der Begründer der Osteopathie, sprach von den “vertrocknenden Feldern“ als erklärendes Bild.

Die Faszien sind auch ein kommunitatives System. Durch ihre große Kontinuität können hier schnell Informationen von einem zum anderen Ende des Körpers vermittelt werden. Man kann sie auch als ein großes Sinnesorgan betrachten, über das in ihm liegende Nervensystem werden Spannung, Schmerz, Eigenempfindung, sowie chemische Information ständig an das Gehirn übermittelt.
Unsere Haltung drückt sich hier aus und mit ihr auch unsere Emotionen. Unser Gehirn bringt aufgrund von Stress und negativen Emotionen eine erhöhte Vorspannung in das Fasziensystem.
Eine bessere Flexibilität richtet uns auch im doppelten Sinne auf. Unfälle, Operationen, Traumata hinterlassen in diesem großen Netz ihre Spuren und können einschränken. Eine Arbeit an diesen Spuren, verbessert den Gesamtzustand des Netzes.

Alles beeinflusst alles (Tensegrity), Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig. So kann z.B. eine Fehlstellung des Beckens den Zahn- und Kieferbereich beeinflussen. Daher sollten die medizinischen Disziplinen vertrauensvoll zum Wohle des Patienten zusammenarbeiten.

Literaturliste

Myers, Anatomy trails
Gimberteau, Ein Spaziergang unter der Haut, Film
Gerda Boyson, Bioenergetik
Schwind, Faszientechniken